Biogenetische Grundregel
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Die "Ontogenese rekapituliert die Phylogenese", auch Biogenetische Grundregel oder Rekapitulations-Theorie genannt, ist eine heute als veraltet angesehene Hypothese der Biologie, die am Ende des 19. Jahrhunderts von Ernst Haeckel zum ersten Mal vorgestellt wurde.
In seinen Schriften "Generelle Morphologie" und "Die Welträthsel" fasste Haeckel die Thesen von dem Kausal-Nexus der biontischen und der phylogenetischen Entwickelung kurz so zusammen:
- Die Ontogenesis ist eine kurze und schnelle Rekapitulation der Phylogenesis, bedingt durch die physiologischen Funktionen der Vererbung (Fortpflanzung) und Anpassung (Ernährung).
Eine strikte Umsetzung dieser Rekapitulation ist aufgrund vielfacher Anpassungen von Larven und anderen Entwicklungsstadien an die jeweilige Umwelt sowie an die Anforderungen der Zell- und Organdifferenzierung jedoch nicht gegeben. Daher spricht man auch nicht mehr vom Biogenetischen Grundgesetz, sondern von der Biogenetischen Grundregel, im nicht-deutschen Sprachraum nur von der Rekapitulations-Theorie. Sie gilt nicht für den Genotypus, d.h. die genetische Bestimmtheit eines Lebewesens, sondern - falls man sie überhaupt akzeptiert - nur für den Phänotypus, d.h. für das äußere Erscheinungsbild.
Bei den Gegnern der Evolutionstheorie stand die Biogenetische Grundregel als Beweis für das Evolutionsgeschehen schon immer rigoros unter Beschuss. Aber auch Haeckel selbst war bei seiner Argumentation nicht immer frei von Polemik.
Table of contents |
2 Kritik 3 Literatur 4 Weblinks |
Beispiele für den Zusammenhang zwischen Ontogenese und Phylogenese finden sich bei den meisten vielzelligen Tieren sowie - eingeschränkt - auch bei Pflanzen:
Beispiele
Kritik
Kritik an der Biogenetischen Grundregel kommt vor allem von den Gegnern der Evolutionstheorie, etwa den amerikanischen Kreationisten, aber auch von einigen seriösen Forschern. Ein wichtiger Kritikpunkt betrifft die gesamte Theorie. Die embryonalen Zustände von Wirbeltieren sehen sich alle irgendwie ähnlich und werden deswegen als Hinweise auf die Fischvorfahren jedes Wirbeltiers gedeutet. Im weiteren Verlauf der Embryonalentwicklung wird jedoch deutlich, dass die so genannten "Rekapitulationen" nicht vollständige Ahnenformen, sondern nur einzelne Organe oder Strukturen betreffen. So durchlaufen z.B. Säugetiere in ihrer Embryogenese nicht ein komplettes Fischstadium, sondern nur ganz bestimmte embryonale Zustände, die mit denen anderer Wirbeltiere vergleichbar sind. (Quelle: Hausarbeiten.de: Die Biogenetische Grundregel)
Gegner der Theorie wie Henning Kahle (1999) meinen: Das Biogenetische Grundgesetz scheint zu einem großen Teil ein Produkt evolutionistischer Fehlinterpretationen zu sein. Blechschmidt hat es aufgrund seiner jahrelangen humanembryologischen Forschungen sogar als katastrophalen Irrtum in der Geschichte der Naturwissenschaften bezeichnet.[1]
Auch Stephen Jay Goulds Buch Ontogeny and Phylogeny steht der Theorie kritisch gegenüber und versucht, den Geist Haeckels auszutreiben, so dass evolutionäre Entwicklungsbiologie diskutiert werden kann, ohne sich mit dem "biogenetischen Gesetz" befassen zu müssen [1]. Weiter kritisiert er Haeckels Bezugnahme auf Lamarck und seine Theorien.
Michael Richardson von der St. George's Hospital Medical School in London verwies 1997 auf gravierende Unterschiede bei Embryonen von Beuteltieren, Laubfröschen, Schlangen und Alligatoren, so dass er sich kaum vorstellen könne, dass Haeckels Zeichnungen echt wären. Er meint, sie sind Betrug. Siehe auch: Betrug und Fälschung in der Wissenschaft
Literatur
Weblinks