Chormusik
Chormusik ist Vokalmusik (dh. Musik für Sänger und oder Sängerinnen) bei der mehrere Mitwirkende gleichzeitig das Gleiche singen. Das Ensemble dieser Sänger bezeichnet man dann als Chor. Chormusik kann einstimmig oder mehrstimmig sein, entweder mit instrumentaler Begleitung oder ohne (= a capella). Das Wort "Chor" leitet sich vom griechischen "choros" = Reigen, Tanz) ab.
Die Ursprünge der Chormusik lassen sich auf das antike Drama zurückführen, in dem oft ein aus mehreren Darstellern bestehender "choros" eine erzählende oder kommentierende Rolle spielte. Diesen Part muss man sich aber eher im Sinne eine "Sprechchores" vorstellen.
In den mittelalterlichenlichen Klöstern und Kirchen entstand eine Art, die Texte der lateinischen Messe vorzutragen bzw. gemeinsam zu rezitieren, die immer mehr bestimmte (vorerst einstimmige) Melodien mit bestimmten Textstellen verknüpfte. Unter Papst Gregor I wurden diese Gesänge gesammelt und zum heute so genannten gregorianischen Choral kanonisiert.
Aus der ursprünglich reinen Einstimmigkeit entwickelte sich im Lauf der Zeit durch Oktavführung, später auch Quint- und Quartparalellführung ("Organum") die erste Mehrstimmigkeit. Die reine Paralellführung wird später aufgegeben, die zeitlich gleiche Einteilung der Musik bleibt aber noch eine zeitlang erhalten.
Als sich die einzelnen Stimmen auch rythmisch voneinander emanzipieren, werden verschiedene Systeme der Notation notwendig. Auf ein erstes "Modalsystem", dass noch stark an die antiken Versmasse angelehnt ist, folgt gegen 1280 mit der "Ars antiqua" ein erstes Mensuralsystem in dem die Tondauern durch Zahlen charakterisiert sind, die die Verhältnisse der Notenwerte untereinander angeben. Im 14. Jahrhundert bringt die "Ars nova" weitere Neuerungen und Verfeinerungen des metrischen Systems aber auch neue Gattungen und Formen. Den Abschluss der Epoche bildet die "Ars subtilior", die die Verfeinerung und Komplizierung so weit auf die Spitze treibt, bis sich mit dem Beginn des 15. Jahrhunderts ein völlig neuer Stil bahn bricht.
Die Stimmaufteilung ist damals noch eine völlig andere als heute. Hauptstimme ist der "Ténor", dem als Gegenstimme ein "Kontraténor" gegenübergestellt wird. Dazu kommt meist eine tiefere Bassstimme. Höhere Stimmen werden als "Cantus", "Diskant(us)" etc. bezeichnet, auch die Stimmbezeichnung "Alt(us)" bedeutete, abgeleitet von. lat. "altus" = "hoch" ursprünglich eine hohe (Männer-)Stimme.
Bei Dufay, also in der frühen Epoche der franko-flämischen Musik, finden sich bereits komplett textierte dreistimmige Sätze.
Im 16. Jahrhundert ist die Chormusik in der Neuzeit angekommen. Etwa ab dem Innsbrucklied von Heinrich Isaac (ca.1450 - 1517) kann von einem mehrstimmigen Satz a capella gesprochen werden.
In der Renaissancemusik bedeutet a capella keineswegs, dass keine Instrumente verwendet werden dürfen. A capella meint wohl eher, dass alle Stimmen vollständig textiert sind, so dass keine Instrumente notwendig sind, um den Satz adäquat zu besetzen. Als Hauptvertreter dieser Musikform sind Giovanni Pierluigi da Palestrina (1525 - 1594) und Orlando di Lasso (1534 - 1594) zu nennen. Vor allem ist hier die Musik ein Vehikel, um Text zu präsentieren.
Im Laufe des 16. Jahrhunderts werden die Chöre immer größer, so dass auch zwei gleiche Stimmen eingebracht werden können. Die Mehrchörigkeit entsteht.
Etwas älter als der a capella-Satz ist das instrumentalbegleitete Tenorlied. Sein Meister ist Ludwig Senfl (1486 - 1543/44). Das Tenorlied besteht aus einer textierten Melodie, einem Cantus firmus, zu dem als komplexer instrumentaler Kontrapunkt ein deutlich tiefer erklingender Bass, sowie zwei Oberstimmen hinzutreten. Gelegentlich ist es möglich, auch die Instrumentalstimmen zu textieren.
Diese Tatsachen nutzen die Komponisten der Reformationszeit für ihre erbaulich-weltlichen Gesänge (z.B. Ein feste Burg ist unser Gott). Diese bestehen ebenfalls aus dem Cantus firmus, zu dem weitere Stimmen, jetzt nicht mehr instrumentale, sondern vollkommen textierte, treten. Es bildet sich also auch ohne päpstlichen Wunsch eine Art a capella-Stil heraus. Hauptvertreter dieser Richtung ist der Luther-Intimus Johann Walter (1490 - 1570), der auch als Gründer der Dresdner Hofkapelle gilt.
Bis hin zur Moderne ändert sich in der Chormusik nicht mehr viel. Romantische Chöre sind bisweilen von denen der Renaissance für Laien kaum zu unterscheiden.
Lediglich Komponisten wie Anton Bruckner und Max Reger verstehen es, durch eine kühne Harmonik neue Akzente zu setzen. Vielleicht ist zu bemerken, dass das Publikum daran gewöhnt ist, dass der Cantus firmus regelmäßig in der Oberstimme zu finden ist, so dass bei der Aufführung älterer Musik Schwierigkeiten auftreten könnten.
Ende des 16. Jahrhunderts wird der Chor zunehmend funktional, d.h. er wird wie in der Antike Agens in verschiedenen umfangreicheren Werken, vor allem aber auch in der Oper. Diese entwickelte sich Ende des 16. Jahrhunderts auf Grund eines Missverständnisses, dass die Dramen der griechischen Antike gesungen gewesen seien, ein willkommener Kurzschluss, da man inzwischen über ein entwickeltes Chorwesen verfügte. Chöre blieben aber, vor allem im bürgerlichen Kunstverständnis, die Glanzlichter ernster und komischer Opernaufführungen.
Neben professionellen Opern- oder Konzertchören mit ausgebildeten Sängern gibt es unzählige Chöre (Kirchenchöre, Gesangsvereine etc.) die sich der Amateurmusik widmen. Die Mitwirkung in diesen Chören ist auch heute noch für viele Menschen ein beliebtes Hobby. Die häufigsten Besetzungen sind:
Ursprünge
Mittelalter
Der A capella-Stil der Renaissance
Die Chormusik der Reformationszeit
Der Opernchor
Chormusik heute
In einigen Werken werden auch mehrere oder Kombinationen verschiedener Chortypen gleichzeitig oder alternierend eingesetzt.