Ernst Friedrich Richter
Ernst Friedrich Richter (* 1808 in Leipzig, † 1879 in Leipzig) war Leipziger Thomaskantor und Professor am dortigen Konservatorium sowie Musikdirektor an der dortigen Universität.Ernst Friedrich Richter studierte zunächst Theologie in Leipzig. Bald aber wandte er sich ganz der Musik zu. 1843 wurde Richter als Lehrer für Harmonielehre und Komposition am Königlichen Konservatorium für Musik zu Leipzig angestellt. Damit war er neben Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann einer der ersten sechs ordentlichen Lehrer dieses Instituts. Von 1843 bis 1847 leitete er auch die Sing-Akademie, wurde 1851 Organist an der Peterskirche und 1862 an der Nikolaikirche. Hier, an der Nikolaikirche, konnte er auf der gerade neuen Ladegast-Orgel viele seiner Kompositionen vortragen. Damit prägte er sechs Jahre lang die Kirchenmusik an St. Nikolai bis zu seiner Berufung als Thomaskantor im Jahre 1868. In diesem Jahr starb nämlich Moritz Hauptmann (1792-1868), der diesen Posten zu der Zeit ausgeübt hatte.
Gleichzeitig wurde Richter zum Professor am Konservatorium ernannt und die Universität verlieh ihm den Titel des Universitäts-Musikdirektors. Damit war Richter jetzt Musik-Direktor und Kantor an der Thomasschule sowie am Konservatorium zuständig für Harmonie- und Kompositionslehre, Orgelspiel und Analyse klassischer Kompositionen.
Ernst Friedrich Richter stand in seiner Auffassung auf dem Boden der alten Generalbasspraxis und verband diese mit der Stufenlehre. Das war zu dieser Zeit zwar die Praxis, die aber selbst schon den vielen harmonischen Neuheiten der damaligen Gegenwartskunst nicht mehr gerecht werden konnte.
Zeitzeugen urteilen über Richter: Sein Unterricht betonte mehr die praktische Seite der theoretischen Unterweisung und vermied Spekulationen. Sachlich, ohne überflüssige Rhetorik, für jeden verständlich, erklärte er die harmonischen Gesetzmäßigkeiten und verfolgte dabei das Ziel, möglichst alle, auch die weniger Begabten, zum Erfolg zu führen. Richter lehrte systematisch, von Grund auf, und vertrat nicht, wie manche seiner zeitgenössischen Kollegen, die Ansicht, dass die Studenten sofort, ohne in den strengen Satz eingeführt worden zu sein, mit der Komposition beginnen sollten." (Reisaus, J. 1993, 65)
Richters namhaftester Schüler war der spätere Musikwissenschaftler Hugo Riemann. Als Komponist schrieb er Messen, Motetten und daneben weit verbreitete Theoriebücher.