Flektierende Sprache
Eine flektierende Sprache ist eine Sprache, die grammatische Kategorien, Funktionen und syntaktische Beziehungen zwischen Wörtern und Wortgruppen dadurch ausdrückt, dass die Wortstämme erweitert werden, das heißt, dass ihnen weitere Elemente (genauer Morpheme) hinzugefügt werden.Beispiel: Die Personalform von Verben im Singular Präsens regelmäßiger Verben werden durch die Endungen markiert, welche an den Wortstamm (hier lach-) angefügt werden.
- ich lach-e
- du lach-st
- er lach-t
Die hinzugefügten Elemente bezeichnet man als Affixe. Werden sie vor ein anderes Wort gestellt, nennt man sie Präfixe, fügt man sie hinten an, sind es Suffixe, und werden sie in ein Wort hineingesetzt und teilen dieses, heißen sie Infixe.
Bei flektierenden Sprachen können Morpheme mehrere Funktionen in sich vereinen. Das Affix "-en" in der Wortform "wir gehen" trägt sowohl die Bedeutung '1. Person' als auch 'Plural'. Eine solche Mehrfachbelegung steht im Gegensatz zu agglutinierenden Spachen, bei denen jedem Affix nur eine Funktion zugeordnet ist.
Zudem können auch Morpheme mit unterschiedlicher Bedeutung und Funktion die gleiche Form haben. Im Deutschen z.B. kann das Suffix -en an einem Verb die folgenden Funktionen erfüllen:
- Infinitivendung (gehen)
- Konjugation 1. Person Plural (wir gehen)
- Konjugation 3. Person Plural (sie gehen)
- Singular Genitiv (das Herz -> des Herzen)
- Singular Dativ (Das Herz -> dem Herzen)
- Plural Nominativ (Herz -> Herzen)
- Plural Genitiv (die Herzen -> der Herzen)
- Plural Dativ (die Herzen -> den Herzen)
Das Gegenteil flektierender Sprachen sind isolierende Sprachen, in denen die Bedeutung durch die Reihenfolge der Worte oder durch Hilfsworte festgelegt wird.
Die Begriffe agglutinierend, isolierend und flektierend stammen alle aus der Sprachtypologie von Schlegel und Humboldt.