Frühe Neuzeit
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2 Periodisierung 3 Erscheinungsformen |
Die Geschichtswissenschaft verwendet den Begriff Frühe Neuzeit zur Umschreibung einer historischen Epoche, die nach dem Ende des Spätmittelalters und der Renaissance und der eigentlichen Neuzeit liegt. Dieses Zeitalter wird auch als "Frühmoderne" begriffen.
Im allgemeinen hat man einige Probleme, den Anfang und das Ende dieser Epoche festzulegen, weil der Begriff ein Arbeitsbegriff in der Geschichtswissenschaft ist, mit dem eher Arbeitsfelder innerhalb der Geschichtswissenschaft abgesteckt werden sollen als das eigentliche Zeitpunkte des Überganges von einem zum andern Zeitalter festgelegt werden sollen.
Die Frühe Neuzeit beginnt bei den einen mit der Reformation (1517) -- als andere Zeitpunkte werden oft auch die Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus (1492), der Fall von Konstantinopel im Jahre 1453 oder die Erfindung des Buchdruckes durch Johannes Gutenberg ca. 1440. genannt -- und endet entweder mit der Amerikanischen Revolution (1776) oder mit der französischen Revolution (1789) oder mit dem entgültigen Zusammenbruch des Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation infolge der Niederlage des preußischen Heeres gegen Napoleon in der Schlacht bei Jena und Auerstedt im Jahre 1806.
Im wesentlichen verwendet man folgende zeitliche Unterteilung zur Periodisierung dieser Epoche:
Eine wesentliche Veränderung hinsichtlich Industrialisierung brachte die Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt im 18. Jahrhundert mit sich. Diese führte nicht nur zu einer Revolutionierung der Produktionsverhältnisse insbesondere in der Stahlindustrie, sondern auch der Verkehrsinfrastruktur durch die Einführung der Eisenbahn, deren Beginn in England in das Jahr 1804 fällt.
Zu den bedeutendsten Philosophen des 16. und 17. Jahrhundert zählen Spinoza und Rene Descartes. Eine im 17. Jahrhundert aufkommende Philosophie ist der Utilitarismus, der sagt, dass alles, was nützlich ist, sittlich gut ist. Zu dessen Vertretern zählen u.a. John Stuart Mill, Thomas Hobbes und Adam Smith. In die Zeit des 18. Jahrhunderts fällt die philosophische Auseinandersetzung der Aufklärung, die mit der grossen Enzyklopädie letzten Endes die Revolution in Amerika und Frankreich vorbereitet. Entscheidend hierfür wird das aufklärerisch geprägte Menschenbild, dass in der Losung der Französischen Revolution seinen prägnantesten Ausdruck findet Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Hinsichtlich der Frühaufklärung denkt man zunächst an Denis Diderot und Voltaire, Montesquieu oder Jean Jacques Rousseau und damit eher an die Moralisten. Auch die Lehre vom Gesellschaftsvertrag von Rousseau ist eine Frucht dieser Philosophie Schon hier beginnt sich Kritik am Absolutismus zu formieren. Auch denkt man sicher auch an die Vernunftphilosophie von Immanuel Kant. Die ersten, der eine Geschichtsphilosopie entwickeln, sind die Vertreter des deutschen Idealismus Johann Gottfried Herder und Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling. Ein weiter wichtiger Vertreter des deutschen Idealismus ist Johann Gottlieb Fichte. Auch Fichte veröffentlicht zur Lehre vom Gesellschaftsvertrag. Unverkennbar ist Rousseau hierfür Vorbild. Nicht zu vergessen ist hierbei auch Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Dieser ist mit seiner Geschichtsphilosophie ebenfalls einer der Wegweiser des 19. Jahrhunderts.
Im 18. Jahrhundert haben wir erstmals eine wissenschaftlich fundierte Beschäftigung mit der Geschichte der Kunst des griechischen Altertums durch Johann Joachim Winckelmann. Auf ihn geht letztendlich die gesamte Klassische Altertumswissenschaft zurück. Auch für das Menschenbild dieser Zeit, die man auch mit dem Stichwort "Neuhumanismus" umschreiben könnte, ist Winckelmann von Bedeutung. Man denke nicht von ohngefähr auch an den sog. Laokoonstreit zwischen Johann Gottfried Herder und Gotthold Ephraim Lessing.
Die vorherrschenden Kunststile dieser Epoche sind Renaissance und in einer Spätform Manierismus, Barock und Rokoko. In Ostasien war die Frühe Neuzeit geprägt durch erste Kontakte mit dem Westen, wenn wir von den früheren Reisen des berühmten Marco Polo einmal absehen, deren Autentizität bis heute nicht völlig geklärt ist, einen Niedergang des Buddhismus und ein Wiedererstarken des Konfuzianismus.
Nebst den Kunststilen dieser Epoche prägte sich in dieser Zeit verstärkt auch ein gewinnorientierter Kunstbetrieb aus. So z.B. hatte bereits Lucas Cranach eine Werkstatt, in der er keineswegs allein beschäftigt war. Hierbei hat man weiterhin zu unterscheiden zwischen Werkstätten, die vorrangig oder zumindest mit hohem Anteil Auftragsarbeiten von staatlichen (also Höfen) oder kirchlichen Institutionen oder Personen ausführen.
Was für die Kunst gilt hinsichtlich des Zeitgeschmacks, des Menschenbildes, der allgemeinen Zustände in der Gesellschaft und des Staates und einem demtentsprechenden Gesellschaftsverständnisses, trifft ebenso für die Literatur zu. Namentlich in der Aufklärungszeit gilt das ganz besonders, wo die Literatur enge Verbindungen zur Philosophie hat. Wichtige Vertreter der französischen Aufklärungsliteratur sind Voltaire oder Diderot. Zu den wichtigsten Vertretern der deutschen Literatur gehören für das 18. und beginnende 19. Jahrhundert Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang Goethe, Friedrich Gottlieb Klopstock, Friedrich Schiller, Heinrich von Kleist, Novalis.
Auch die Reformationszeit und die Zeit der Glaubenskämpfe hat ihre typische Literatursprache. Sie erschöpft sich keineswegs nur mit Luther und seiner Bibelübersetzung. Fraglos hat Luther mit weiteren Werken hierzu einen wichtigen Beitrag beleistet. Gerade in dieser Zeit ist sie häufig sehr polemisch. So gibt es reformatorische aus auch antilutherische Literatur. Häufig hat sie publizistischen Charakter und so kommen sie als kurze Stücke als Flugschriften vor. Man spricht auch von sog. Flugschriftenliteratur. Zu wichtigen Vertretern dieser Zeit gehören u.a. Hans Sachs oder auch Sebastian Brant. In die Zeit des Dreissigjährigen Krieges gehört Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und sein Abenteuerlicher Simplicissimus.Begriff Frühe Neuzeit
Periodisierung
Erscheinungsformen
allgemeine Politik
In politischer Hinsicht wirkt die Auseinandersetzung des Protestantismus und des Katholizismus für die Frühe Neuzeit prägend, die im dreißigjährigen Krieg mündet. Die politische Seite ist eine wesentliche, die man unter dem Begriff Konfessionalisierung einordnet. Insgesamt ist das ein teifgreifender Wandel, der alle Lebensbereiche der frühneuzeitlichen Gesellschaft umfaßt. Man begreift das auch als einen Modernisierungsprozeß. Wir haben einen neuen Typus eines Staates zumindest im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Der frühneuzeitliche Staat ist ein Territorialstaat mit einem Territorialherren. Dieser unterscheidet sich von dem mittelalterlichen Gebilden dadurch, dass der Grundherr sich ausschließlich als Lehnsherr oder Vasall des Monarchen sieht, während der Territorialherr als ein Souverain seines Landes auftritt. Insgesamt haben wir mit dem Prozeß der Konfessionsbildung den der Modernisierung zu sehen. Die hierbei auftretenden Kämpfe bringen eine Neuordnung in Europa, die sowohl Altgläubigen wie auch Protestanten als gleichberechtigte Religionsgemeinschaften anerkennt. Die absolute Vormachtstellung des katholischen Spaniens wird schrittweise zurückgedrängt. Die prägende Staatsform der Frühen Neuzeit ist der Absolutismus die auch mit dem Aufkommen einer neuen Wirtschaftsform, dem Merkantilismus einhergeht. Der Absolutismus äußert sich hauptsächlich im Selbstverständnis des Monarchen gegenüber seinen Untertanen. König Ludwig XIV von Frankreich , genannt auch der Sonnenkönig vertritt die Ansicht, "Der Staat bin ich." König Friedrich II von Preußen als Vertreter des "aufgeklärten Absolutismus" versteht sich als den "obersten Diener des Staates." In die Frühe Neuzeit (und nicht etwa ins Mittelalter) fällt auch die Zeit der großen Hexenverfolgung. Zum Ende dieser Epoche kommen Prozesse der Demokratisierung der Gesellschaft zum Durchbruch. Das äußert sich am markantesten an der Großen Französischen Revolution 1789 wie auch der Unabhängigkeitserklärung von Amerika 1776, die beide zu demokratischen Neuordnungen der Gesellschaft führen. Das äußert sich an einem neuen Staatsaufbau, bei dem der Adel seine politische Führungsrolle verliert, wie auch einer auf einer demokratischen Verfassung basierenden Rechtsordnung.wirtschaftliche Entwicklung
Aus wirtschaftlicher Perspektive markierte dieses Zeitalter das Ende des Feudalismus, einer Wirtschaftsform, die auf den Grundbesitz des Grundherrn als Lehnsherr oder Vasall des Monarchen und deren Besitz leibeigener Bauern beruhte. Weiterhin bedeutet es das Ende des bisherigen Zunft- und Ständewesens in den mittelalterlichen Städten. Die Expansion durch eine verstärkte Seefahrt und der damit verbundenen Entdeckungen führte zu neuen wirtschaftlichen Strukturen im Welthandel. Es wurde ersetzt von einem aufkeimenden Kolonialismus und Überseehandel durch die Großmächte Spanien, Portugal, Niederlande, Großbritannien und Frankreich und die Entwicklung der Manufaktur. Diese Entwicklungen legten das Fundament für Industrialisierung und Kapitalismus. Auch den Silberbergbau haben wir nicht zu vergessen. Die Entdeckungen der Silbervorkommen in der "Neuen Welt" führten zum Rückgang der traditionelle Zinn- und Silberförderung im sächsischen Erzgebirge bis zum schließlichen Untergang dieser Förderung. Der Absolutismus brachte eine neue Wirtschaftform, die des Merkantilismus mit sich. Der auf dem Handel basierende Kapitalgewinn gibt diesem System seinen Namen, weil der absolutistische Staat in seinen Außenbeziehungen nach kaufmännischen Gesichtspunkten verfuhr. Wissenschaft
Neben diesen Entwicklungen in der allgemeinen Politik haben wir die Fortschritte in der Wissenschaft zu sehen, welche unzweifelhaft einen wesentlichen Unterschied zu den vorangehenden Epochen markieren und somit ebenso für diese Epoche charakteristisch sind. Die Entdeckungen spanischer und portugiesischer Seefahrer Kolumbus, Magellan, Vasco da Gama bedeuten den Nachweis, dass die Erde nicht eine "Scheibe" oder etwas dem Ähnliches ist, wie es bisher gelehrt wurde, sondern eine kugelähnliche Form hat. Diese Entdeckungen legten den Grundstein für den Aufbau des spanischen und portugiesischen Weltreiches und nach deren Niedergang im Laufe des 17. Jahrhunderts den für den des englischen, niederländischen und französischen Kolonialsystems. Auch die Weltreisen von James Cook dürfen hier genannt werden. Auch sie haben uns wesentliche Aufschlüsse über die Beschaffenheit der Erde gegeben. Zu Cooks Ehre gereicht es auch einen Weg gefunden zu haben, um einer damals gefürchteten Seefahrerkrankheit, dem Skorbut, wirksam zu begegnen. In dieses Zeitalter gehören die Astronomen Tycho Brahe, Nikolaus Kopernikus und Johannes Kepler, Galileo Galilei und Isaac Newton. Sie sorgten dafür, dass das geozentrische Weltbild oder Ptolemäische Weltbild durch ein heliozentrisches Weltbild abgelöst wurde. Dieses System wurde letzten Endes auch durch Newtons Gravitationstheorie abgestützt. Auch die Medizin macht in dieser Zeit große Fortschritte. Zu den wichtigsten Vertretern gehörten zu ihrer Zeit Paracelsus, einem Vorläufer der Pharmazie bzw. Bartolomeo Eustachi, einer der Mitbegründer der Wissenschaft der Anatomie.Philosophie
Kunst
Die Kunst allgemein ist ein Spiegelbild des Zeitgeschmacks, des Menschenbildes, der allgemeinen Zustände in der Gesellschaft und des Staates und einem dementsprechenden Gesellschaftsverständnisses. Wie die obenstehenden Absätze erkennen lassen, sind diese Bedingungen auch in dieser Zeit Wandlungsprozessen unterworfen. Literatur