Generalbass
Der Generalbass oder basso continuo ist das harmonische Gerüst in der instrumentalen Ensemble-Musik des Barocks. Wegen der grossen Bedeutung des Generalbasses in dieser Zeit wird diese Epoche auch Generalbasszeitalter genannt.Der Generalbass besteht aus der tiefsten Instrumentalstimme, die heute normalerweise vom Violoncello oder Fagott gespielt wird, in Verbindung mit zum musikalischen Ablauf passenden Akkorden. Durch die Mehrstimmigkeit von Akkorden kommen dafür nur mehrstimmigen Instrumente wie Orgel, Cembalo, Spinett, Laute oder Guitarre in Frage. Es wird üblicherweise nicht angegeben, welches Instrument den Generalbass spielt, diese Entscheidung bleibt den Aufführenden überlassen.
Table of contents |
2 Beispiele 3 Einschränkungen 4 Probleme des Generalbassnotation 5 Abgrenzung zu verwandten Notationsarten und Harmoniekonzepten |
Der Generalbass wird grundsätzlich als Bassstimme ohne Noten für die zugehörigen Akkorde notiert. Die entsprechende Stimme kann also vom Generalbassspieler und von den Spielern der entsprechenden Bassstimmeninstrumente verwendet werden (Violoncello, Fagott), was den Kopieraufwand für Stimmauszüge verringert. Der Generalbassspieler ergänzt während des Spiels die passenden Akkorde nach den harmonischen Gepflogenheiten seiner Zeit.
Als Unterstützung des Generalbassspielers wird die Bassstimme häufig beziffert. Dies kann vom Komponisten oder von einem Bearbeiter der Musik ausgehen.
Die Bezifferung besteht aus einer oder mehreren Ziffern, die unter dem Basston vertikal angegeordnet werden. Sie kennzeichnet die passenden Akkorde, wobei lediglich die Abweichung vom Normalen notiert wird.
Als Normal wird der sogenannte Grunddreiklang angenommen, der aus dem Basston mit der leitereigenen Terz und Quinte besteht. Eine Sext (6) bzw. eine Quart (4) ersetzen die Quinte bzw. die Terz, falls keine anderen Angaben gemacht werden. Alle anderen Ziffern gelten als Ergänzung des Dreiklanges, so dass eine notierte 7 als Vierklang aus Grundton, Terz, Quint und Sept interpretiert wird.
Der Generalbass geht grundsätzlich von leitereigenen Tönen aus. In einem Stück, das in C-Dur notiert ist, ergibt sich damit folgender Tonvorrat: c, d, e, f, g, h, a, h.
Da auch schon im Barock ein grösserer Tonumfang genutzt wird, gibt es Notationen, mit denen die Alteration eines leitereigenen Tons zu einem leiterfremden angezeigt wird.
Die Bezifferung gibt keinen Aufschluss darüber, wie die entsprechenden Töne im Akkord angeordnet sind, der Spieler hat also die Auswahl den Grundakkord über c als [c e g] zu spielen, wobei zwischen den Tönen jeweils eine Terz liegt. Er kann aber auch [c g e] spielen, so dass der Klang aus einer Quint plus einer Sext besteht.
In diesem Sinne lässt sich die Generalbassnotation als Improvisationsvorschrift auffassen, tatsächlich ist der Improvisationsspielraum jedoch relativ klein.
In der klassischen Ausführung auf einem Tasteninstrument wird die Bassstimme mit der linken Hand gespielt, während die Rechte harmonisiert, also die zugehörigen Akkorde ergänzt. Damit ist die Akkordlage in der rechten Hand auf den Umfang beschränkt, den man mit einer Hand spielen kann.
Die Regeln der korrekten Stimmführung müssen auch im Generalbass beachtet werden, was besonders das Verbot von Quint- und Oktavparallelen betrifft.
in Verbindung mit der räumlichen Beschränkung engt sich der Spielraum des Generalbassspielers erheblich ein. Zusätzlich wird in kleiner Besetzung (z.B. bei Arien) häufig die Sopranstimme ebenfalls vom Generalbassspieler gedoppelt, womit die Begrenzungen seiner Improvisation in der Tiefe und in der Höhe festliegen. In diesem Fall ist die Ausführung fast eindeutig vorgegeben.
Das Konzept der leitereigenen Töne beschränkt die Generalbassnotation praktisch auf Musik, die in harmonisch im näheren Umfeld der Grundtonart bleibt (siehe Quintenzirkel), da Modulationen zu weiter entfernten Tonarten zu einem Übermass von Alterationen führen und die Lesbarkeit der Notation beeinträchtigen würden.
Das Konzept des Generalbasses geht auch davon aus, dass die Aufführenden entscheiden, welches Instrument den Generalbass spielt und welche Bassstimmeninstrumente die Bassstimme doppeln. Der Komponist macht nur wenig Angaben über die Klangstruktur des Klangkörpers.
Damit ist der Generalbass für die Musik im Barock geeignet. Die nachfolgenden Epochen haben sich grössere harmonische Zusammenhänge erschlossen und die klangliche Differenzierung im Klangkörper weiter entwickelt, so dass es ab der Wiener Klassik nicht selbstverständlich ist, dass das Fagott die gleiche Stimme wie die Violoncelli spielen und dass das harmonische Gerüst durch ein mehrstimmiges Instrument gestützt wird.
Damit wurden andere Notationen (ausgeschriebene Partitur) und ein anderes Harmonieverständnis (Stufentheorie, später Funktionstheorie) erforderlich.
Die Generalbassnotation ist sowohl eine Notationsmöglichkeit als auch eine Grundlage des Harmonieverständnisses in der Musik ihrer Zeit.
Die Stufentheorie hat die Idee der Normalversionen, der Bezifferung von abweichenden Elementen und die Basis der leitereigenen Töne übernommen, aber die Bindung an die Basslinie aufgegeben. Statt dessen ist der abstrakte Klang Ausgangspunkt der Untersuchung - von der normalen Dreiklangsstruktur abweichende Bassverläufe müssen gesondert durch Ziffern angegeben werden.
Moderne Musik mit improvisatorischem Charakter, und hier hauptsächlich Jazz, wird häufig in sogenannten "lead sheets" notiert, bei denen die Melodiestimme durch an die Stufentheorie angelehnte Akkordsymbole ergänzt wird. Der Spieler kann das Chording, also die Ausformung der gewünschten Klänge, entsprechend frei durchführen.
Ausführung des Generalbasses
Beispiele
Typische Dreiklänge
Typische Vierklänge
Typische Vorhalte
Eine Sekundvorhalt (das wäre eine 21) kann nicht in Ziffern notiert werden, da er in der Bassstimme stattfindet und deswegen im Notenbild notiert werden muss. Alterationen
Einschränkungen
Probleme des Generalbassnotation
Abgrenzung zu verwandten Notationsarten und Harmoniekonzepten