Konstantin I. (Rom)
Konstantin I. (* 288, † 22. Mai 337), genannt der Große, mit vollem Namen Flavius Valerius Constantinus war römischer Kaiser von 306-337. Historisch bedeutend ist Konstantin wegen
- des Toleranzedikts von Mailand von 313, das das Christentum zur offiziell erlaubten Religion im römischen Reich machte
- der Einberufung des ersten Konzils von Nicäa
- der Verlegung des Kaisersitzes von Rom nach Byzanz, das nach ihm Konstantinopel genannt wurde
Neben den historisch belegten Tatsachen gibt es viele Einzelheiten bezüglich Konstantin, die bis heute offen sind.
Table of contents |
2 Konstantin in der Beurteilung der Nachwelt 3 Literatur 4 Weblinks |
Biografie
Konstantin wurde 288 als Sohn von Konstantius I Chlorus und dessen Ehefrau Helena, der Tochter eines Gastwirts, in Illyrien, (Balkan) heutiges Serbien, in der Stadt Niš geboren. Über seine Jugend ist wenig bekannt.
Nachdem Konstantius 293 in Diokletians Tetrarchie Caesar geworden war, war Konstantin zuerst am Hof von Diokletian und dann mit Galerius im Krieg an der Donau.
305 gelang es ihm, seinen Vater in England aufzusuchen, wo er sich auf dessen Feldzug gegen die Picten und Schotten so auszeichnete, dass er nach dessen Tod 306 von den Truppen zum Caesar ausgerufen wurde. Seine Mitkaiser in der Tetrarchie waren Galerius (305-311), Severus (306-307), Maxentius (306-312), Domitius Alexander (308-309), Maximinus Daia (308-313) und Licinius (308-324).
307 lässt er sich von seiner ersten Frau Minervina, der Mutter seines Sohns Crispus (305-326) scheiden und heiratet Fausta, die Tochter Kaiser Maximians.
Als Caesar blieb er zuerst in seinen Provinzen Gallien und Britannien (er residierte unter anderem im damals gallischen Trier) und überließ den Mitkaisern Galerius und Severus die Plänkeleien mit Maxentius und Domitius Alexander. Konstantin musste sich aber nach dem Tod von Galerius (311) mit Maxentius auseinandersetzen, den er 312 in der Schlacht bei der Milvischen Brücke besiegte, wobei er nach der Legende am Abend vorher eine Christuserscheinung hatte.
313 traf Konstantin mit Licinius, dem Kaiser des Ostens zusammen und Licinus heiratete Konstantia, die Lieblingsschwester Konstantins. Beide verabschiedeten das Toleranzedikt von Mailand, das das Christentum den anderen Religionen gleichstellte und somit den Christen im ganzen Reich freie Ausübung ihrer Religion zusicherte.
Konstantin selbst bekennt sich nicht öffentlich zum Christentum: auf dem Triumphbogen, der seinen Sieg an der Milvischen Brücke feiert, fehlen zwar die sonst üblichen heidnischen Opfer, aber ebenso alle christlichen Symbole. Die Siegesgöttin Viktoria und der Sonnengott sind dargestellt.
In den folgenden Jahren bekommt es Konstantin mit der Kirche in Afrika zu tun, die sich in traditionelle Kirche und Donatisten gespalten hatte.
323 kam es zum Konflikt zwischen Konstantin und seinem Mitkaiser und Schwager Licinius. Licinius unterlag (er wurde 325 von Konstantin hingerichtet), und damit war Konstantin alleiniger Herrscher des römischen Reichs. Seine drei Söhne Konstantin II, Konstantius und Konstans werden schon einige Jahre vor seinem Tode Cäsaren.
Er verlegte seinen Regierungssitz von Rom in den Osten, in die alte griechische Stadt Byzanz (heute Istanbul), die er prächtig ausbaute und 330 feierlich einweihte. Die neue Hauptstadt wurde erst offiziell als Neu-Rom bezeichnet, aber bald Konstantinopel genannt (aus Konstantin und griechisch πολις polis - Stadt).
Im Osten waren die Christen zahlreicher als in Rom (trotzdem stellten sie auch dort eine Minderheit dar), so konnte Konstantin sich in den letzten vierzehn Jahren seiner Regierung offen als Christ bezeichnen. Seine Protektion der Christen (in der modernen Forschung spricht man von der Konstantinischen Wende) gegenüber den Heiden löste zahlreiche Bekehrungen am Hofe aus.
325 berief er in Nicäa das erste ökumenische Konzil ein. Dieses lehnte einen von Konstantin unterstützten Kompromissvorschlag ab und entschied mit dem Bekenntnis von Nicäa klar gegen Arius. Konstantin, der weniger theologische als politische Ziele verfolgte, schickte in der Hoffnung auf eine Konsolidierung des Reiches Arius in die Verbannung.
Der arianische Streit war dadurch jedoch nicht beigelegt. Unter dem Einfluss seiner Schwester Konstantia und deren arianischem Hofbischof Eusebius von Nikomedia sowie seines Biografen Eusebius von Caesarea wechselte Konstantin die Seiten, verbannte Athanasius, den Gegenspieler von Arius und ließ Arius aus der Verbannung zurückrufen.
326 kommt es zu einem privaten Skandal: Konstantin tötet seinen ältesten Sohn Crispus und kurz darauf seine Frau Fausta. Die Erklärungen dafür variieren: nach einer Geschichte soll Fausta Crispus beschuldigt haben, ihr nachzustellen, worauf Konstantin seinen Sohn tötete und als er dann feststellte, dass die Anklage falsch war, auch die Urheberin der Intrige. Im Nachhinein sah Konstantin die Sache als Todsünde, die nur in der Taufe vergeben werden konnte.
Kurz vor Beginn eines Feldzugs gegen die Sassaniden erkrankte Konstantin schwer und starb bald darauf. Wie es damals üblich war, hatte sich Konstantin erst kurz vor seinem Tod vom arianischen Bischof Eusebius von Nikomedia taufen lassen.
Die Konstantinische Schenkung, nach der er von Papst Silvester I getauft wurde und diesem bzw. der katholischen Kirche zahlreiche materielle und immaterielle Privilegien zugesprochen hat, wurde schon im 10. Jahrhundert als Fälschung verdächtigt Otto III, was im 15. Jahrhundert endgültig bewiesen werden konnte.
Als bedeutende Gestalt in einer entscheidenden Epoche der Geschichte ist Konstantin sowohl von der Kirche einerseits, als auch von Kirchengegnern und radikal anti-katholischen Christen andererseits instrumentalisiert worden, um unterschiedliche Sichtweisen zu begründen - dabei wurden jedoch von beiden Seiten Argumente aufgeführt, die bis heute historisch nicht belegbar sind. Offen ist z.B., was Konstantin unter Christentum verstand, ob er persönlich gläubiger Christ war und seit wann, ob er theologisch auf der Seite der Trinitarier oder der Arianer stand oder gleichgültig gegenüber beiden theologischen Richtungen war.
Sein Biograph Eusebius war ihm zu Recht immens dankbar für das Ende der Christenverfolgungen, die er selbst erlebt hat, und schildert ihn als sehr heiligen Christen mit dramatischer Bekehrung vor der Schlacht an der Milvischen Brücke - mit Vision, Traum, Pauken und Trompeten.
Nach dem diesbezüglichen Triumphbogen und späteren Münzen ist er jedoch nicht Christ - es gibt da einige Hinweise auf den ebenfalls monotheistischen Mithraskult. Jedenfalls zeigt er sein Christentum im überwiegend heidnischen Westen nicht offen - im mehrheitlich christlichen Osten stellt er sich als Christ hin und bezeichnete sich als Isapostolos - als ...den Aposteln gleich. In beiden Fällen ist offen, was Politik ist.
Daneben gibt es Hinweise, dass er sich traditionsgemäß als Gottkaiser gesehen hat - wobei durchaus denkbar ist, dass er sich trotzdem als Christ fühlte und sich einfach nicht so sehr um theologische Feinheiten kümmerte.
Seine Mutter, Helena Augusta, dürfte Christin gewesen sein - bei ihr gibt es viele Aktivitäten, die sich sonst nicht erklären lassen (Bau von Kirchen wie beispielsweise die berühmte Geburts- sowie die Grabeskirche, Reise ins Heilige Land usw.).
In der orthodoxen Kirche wird Konstantin als Heiliger verehrt. In der katholischen Kirche ist er zwar im Kalender aufgeführt, gilt aber nicht als Heiliger - vermutlich wegen der Verlegung der Hauptstadt nach Konstantinopel. Im Byzantinischen Reich galt Konstantin als das Ideal eines gerechten und starken Herrschers.
Siehe auch:
Konstantin in der Beurteilung der Nachwelt
Literatur
Aus der sehr umfangreichen Fachliteratur seien nur einige Beispiele genannt:
Weblinks
Vorgänger: Constantius Chlorus (305-306), Galerius (305 - 311) | Römische Kaiser | Nachfolger: Konstantius II (337-361), Konstantin II (337 - 340), Konstans (337 - 350) |