Liebe
Liebe ist ein als schön empfundenes Gefühl der Zuneigung, das im einzelnen Fall sehr flüchtig, aber auch für das ganze persönliche Leben bestimmend sein kann und bis zur hemmungslosen Verfallenheit reicht. Das Spektrum reicht von der exklusiven ehelichen Liebe über die allgemeine Menschenliebe bis zur Vielfalt der kleinen Leidenschaften und Liebhabereien. Ihr geht Freiheit voraus und sie kann nicht unter Zwang entstehen. Als Gegenteil der Liebe wird oft der Hass angesehen, stärker aber auch noch die Gleichgültigkeit (Ataraxie) und die Angst.Die deutsche Sprache ist beim Begriff der Liebe nicht sehr differenzierend. Im Griechischen kennt man alleine drei Begriffe, wofür das Deutsche nur einen benutzt: eros (sexuelle Liebe), philia (die Freundesliebe, Liebe auf Gegenseitigkeit), agape (eine sehr hohe Form der Liebe, selbstlose Liebe, "Feindesliebe", christl. Nächstenliebe)
Verschiedene Arten der Liebe sind:
- unter Blutsverwandten
- Mutterliebe zu Ihrem Kind
- zwischen "Verliebt-/Verlobt-/Verheirateten" (Intimität, Erotik, Sexualität)
- in jeder Freundschaft
- als Verehrung (Minne, Anhängerschaft: Fan-Gemeinde)
- als "platonische Liebe" (Schönheit, Philosophie)
- als Tugend der Nächstenliebe oder "Caritas" (Fürsorge, Empathie, Menschlichkeit, Philanthropie)
- als Gottesliebe oder Liebe zu mehreren Göttern oder spirituellen Entitätenen
- als Zugehörigkeitsgefühl (Patriotismus, Religiösität u.a.)
- bei diversen "Liebhabereien" (Hobbys, Amateure)
- Tierliebe
- Philatelie (und andere Sammel-"Leidenschaften")
- Philologie (Liebe zu Sprachen)
- ...
- in Form der verschiedensten "Vorlieben" (Präferenzen)
- nonverbal - in Blickkontakt, Mimik, Unruhe, Körperhaltung
- in Form von Komplimenten und Koseworten/Kosenamen ("Bester", Schatz, Bär/Bärli, Mäuschen usw.) oft auch in Form eines Liebesbriefes verbalisiert
Neuen Gehirnstromuntersuchungen und Studien zufolge bewirkt Liebe in den Triebbereichen des Gehirns die meiste Aktivität, was darauf schließen lässt, dass Liebe eher den Trieben als den Gefühlen zuzuordnen ist.
In der Soziologie wird Liebe weniger als Gefühl, denn als "gesellschaftliche Semantik" bzw. als "Kode" begriffen. So formuliert Niklas Luhmann (Luhmann 1982: Liebe als Passion) romantische Liebe als ein Phänomen der Moderne, welches seine Grundlegung vor allem im Bürgertum des 18. Jahrhunderts erfährt. Liebe fungiert in der heutigen funktional ausdiffrenzierten Gesellschaft in erster Linie als "symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium", das unwahrscheinliche Kommunikation wahrscheinlich macht. Klingt zunächst kompliziert, lässt sich aber einfach zusammenfassen: Die Gesellschaft differenziert sich immer stärker in einzelne Teilbereiche, jedes einzelne Individuum ist in diesen Teilbereichen, z.B. der Familie oder der Schule immer nur zu einem Teil verortet und bewegt sich ständig zwischen diesen. Dem Einzelnen fällt es vor diesem Hintergrund zunehmend schwerer sich selbst zu bestimmen, denn schließlich ist es nicht mehr möglich sich selbst nur über das Eingebundensein in nur einen Teilbereich der Gesellschaft zu definieren, da man ja gleichzeitig "Mitglied" in vielen verschiedenen ist. Hinzu kommt, dass diese Individualität und Identität im kommunikativen Austausch mit anderen bestätigt werden muss. Diese "höchstpersönliche" Kommunikation wird in einer ausdifferenzierten Gesellschaft aber zunehmend unwahrscheinlich, denn zum einen bewegen wir uns ständig in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft und sind nirgends voll und ganz verwurzelt (wir sind Studenten, Töchter oder Söhne, Freizeitsegler, Atheisten etc.), so dass wir in diesen Bereichen auch nur unpersönliche Kommunikation erfahren und zum anderen sind wir nun alle Individuen, also etwas ganz Besonderes, Einzigartiges und anders als die Anderen. Angesichts dieser Entwicklung ist es nicht nur schwierig miteinander in Kontakt zu treten, es wird auch schwierig einander überhaupt noch zu verstehen bzw. die Motivation zu finden sich auf einen doch so Besonderen Anderen einzulassen. Genau dieses Problem zu bewältigen ist Aufgabe der Liebe. Liebe als Kommunikationsmedium motiviert dazu sich dem Anderen verstehend zu nähern und ihn dadurch in seinem "Selbst-Sein", seinem ganz persönlichen "Weltbezug" zu bestätigen.
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2 Soziologische Literatur 3 Populärwissenschaftliche Literatur 4 Weblinks 5 verwandte Begriffe |
Psychologische Literatur
Soziologische Literatur
Populärwissenschaftliche Literatur
Weblinks