Marcus Tullius Cicero
Dieser Artikel befasst sich mit dem römischen Politiker, andere Bedeutungen unter Cicero (Begriffsklärung).
Marcus Tullius Cicero (* 106 v. Chr in Arpinum (heute Arpino) zwischen Rom und Neapel; † (ermordet) 43 v. Chr bei Formiae (heute Formia)), römischer Politiker und Philosoph, sprichwörtlich berühmtester Redner Roms, Konsul im Jahr 63 v. Chr
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2 Werke 3 Wirkung 4 Literatur |
Cicero war ein politischer Gegner Caesars. Nachdem Cicero als Statthalter in Kilikien nach Rom zurückkehrte 51 v. Chr, fand er sich im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius wieder. Er schloss sich letzterem an, wurde von Caesar jedoch nach dessen entgültiger Vernichtung 50 v. Chr begnadigt. Im Jahre 43 v. Chr fiel er während des zweiten Triumvirates den Proskriptionen zum Opfer und wurde auf Geheiß des Marcus Antonius ermordet, da er sich stark für den Fortbestand der Republik einsetzte.
Cicero gilt als der bedeutendste römische Redner. Er lässt (nicht eben ohne Selbstbewusstsein) seine Darstellung der Geschichte der lateinischen Redekunst im Brutus mit sich selbst enden, und spätestens seit Quintilian ist Ciceros Ruhm als 'klassisches' Vorbild unangefochten. Cicero hat die meisten seiner Reden selbst veröffentlicht; 58 Reden sind (tlw. lückenhaft) im Originaltext erhalten, etwa 100 durch Titel oder Bruckstücke bekannt. Die Texte können grob in politische Reden vor dem Senat oder dem Volk einerseits sowie Verteidigungsreden vor Gericht andererseits eingeteilt werden, wobei auch letztere oft politischen Hintergrund haben. Als Ankläger in einem Strafprozess trat Cicero nur einmal auf, nämlich gegen Verres. Seinen Erfolg verdanke er neben seiner argumentativen und stilistischen Kunst, die sich Gegenstand und Publikum perfekt anzupassen wusste (vgl. Ciceros programmatische Äußerungen im Orator), v.a. seiner klugen Taktik, die sich ebenfalls ganz auf die jeweilige Hörerschaft einstellte und durchaus auch einmal Meinungen propagierte, die gar nicht Ciceros eigene waren, sofern es nur seinem Gesamtziel diente.
Leben
Herkunft und Ausbildung
Cicero studierte Recht, Rhetorik, Literatur und Philosophie in Rom. Nach seinem Militärdienst setzte er seine Studien in Griechenland und Kleinasien fort. Er hörte Philon von Larissa und Antiochos von Askalon, die Philosophen der Neueren Akademie waren. Er kehrte 77 v. Chr nach Rom zurück und begann seine Karriere als Politiker und Rechtsanwalt.Cursus honorum
Alle Ämter des cursus honorum erreichte er in dem dafür vorgeschriebenen Mindestalter (suo anno). Quaestur
So war er im Jahre 75 Quaestor in Sizilien, wo er sich durch die Redlichkeit seiner Amtsführung den bleibenden Respekt der Sizilianer erwarb. Aedilat
69 erfolgte seine Wahl zum Aedil.Praetoriat
Praetor wurde Cicero im Jahr 66. Konsulat
Im Jahre 63 bekleidete er das Amt des Konsuls, was für ihn als Aufsteiger (homo novus) aus dem Ritterstand (ordo equester) eine besondere Auszeichnung bedeutete. Während seines Konsulats kam es zu der Verschwärung Catilinas, die jedoch entdeckt und unter maßgeblicher Mitwirkung Ciceros im Ansatz erstickt wurde. Cicero nahm das Recht in Anspruch wegen der Gefahren für das Staatswesen die Häupter der Verschwörung ohne weiteres Verfahren hinrichten zu lassen.Das spätere Wirken
Ab dem Jahr 60 v. Chr beginnt sein politischer Einfluß jedoch zu sinken und seine Gegner erwirken 58 v. Chr seine Verbannung aus Rom, aus der er 57 v. Chr zurückkehrt, ohne jedoch jemals die frühere politische Macht wiederzuerlangen. Daran änderte nichts, dass er dennoch einige politische Ämter in dieser Zeit innehatte. Ab dieser Zeit wurde er stärker schriftstellerisch und rednerisch tätig namentlich was seine politischen Schriften und Reden und die zu den Gesetzen im römischen Staat betraf.Proskription und Tod
Im Jahre 43 v. Chr fiel er während des zweiten Triumvirates den Proskriptionen zum Opfer und wurde auf Geheiß des Marcus Antonius ermordet, da er sich stark für den Fortbestand der Republik einsetzte. Ein Jahr zuvor warCaesar, der zum Dikator auf Lebenszeit gewählt wurde, von den Anhängern der Republik ermordet worden. Werke
Reden
De domo sua ad pontifices Über sein eigenes Haus, an das Pontifikalkollegium | 57 v. Chr | Plädoyer in eigener Sache: Während Ciceros Verbannung hatte sein Gegner Clodius einen Teil von Ciceros Grundstück auf dem Palatin der Göttin Libertas geweiht; Cicero erklärt diese Weihung für ungültig, um eine Rückgabe zu errreichen. |
De haruspicum responso Über das Gutachten der Opferschauer | 56 v. Chr | Clodius bezog einen Passus über die Profanisierung von Heiligtümern in einem Gutachten der Haruspices auf Ciceros Palatin-Grundstück (s. De domo sua) und forderte zum Abriss von Ciceros dort im Bau befindlichen Haus auf. Gegen diese und andere Vorwürfe wehrt sich Cicero mit einem Appell an den Senat, in dem er erklärt, dass vielmehr Clodius Ursache aller im Gutachten erwähnten Übel sei. |
De imperio Cn. Pompei (De lege Manilia) Über den Oberbefehl des Gnaeus Pompeius (Über das Gesetz des C. Manilius) | 66 v. Chr | Rede vor dem Volk |
De lege agraria (Contra Rullum) I–III Über das Siedlergesetz (Gegen Rullus) | 63 v. Chr | Reden des Konsulatsjahres, im Senat (I) und vor dem Volk (II/III) gehalten; eine vierte Rede ist verloren. |
De provinciis consularibus Über die konsularischen Provinzen | 56 v. Chr | Rede vor dem Senat über die konsularischen Provinzen |
Divinatio in Caecilium Vorverfahrens-Rede gegen Quintus Caecilius | 70 v. Chr | Vorverfahren um die Übernahme der Anklage gegen Verres |
In L. Calpurnium Pisonem Gegen Lucius Calpurnius Piso | 55 v. Chr | Politische Anklagerede gegen L. Calpurnius Piso |
In Catilinam I–IV Gegen Catilina I–IV | 63 v. Chr | Reden gegen Lucius Sergius Catilina: Reden am 7. und 8. November 63 v. Chr. vor dem Senat (I) und vor dem Volk (II); Reden für Entdeckung und Bestrafung von Catilinas Anhängern, am 3. Dezember vor dem Volk (III), am 5. Dezember vor dem Senat (IV) |
In P. Vatinium Gegen Publius Vatinius | 56 v. Chr | Anklagerede gegen P. Vatinius bei der Zeugenbefragung im Prozess gegen P. Sestius (s. Pro P. Sestio) |
In Verrem actio prima Erste Anklagerede gegen Verres | 70 v. Chr | Strafprozess-Anklagerede gegen Verres |
In Verrem actio secunda I–V Zweite Anklage gegen Verres I–V | 70 v. Chr | Diese 5 Reden wurden wegen Verres' freiwilligem Gang ins Exil nicht vorgetragen, sondern schriftlich veröffentlicht |
Oratio cum populo gratias egit Danksagung an das Volk | 57 v. Chr | Dankrede an alle, die für Ciceros Rückkehr aus der Verbannung eingesetzt haben, und Ankündigung seines Wiedereintritts in die Politik |
Oratio cum senatui gratias egit Danksagung an den Senat | 57 v. Chr | Dankrede an alle, die für Ciceros Rückkehr aus der Verbannung eingesetzt haben, und Ankündigung seines Wiedereintritts in die Politik |
Philippicae orationes I–XIV Erste bis vierzehnte Philippische Rede | 44/44 v. Chr | Reden gegen Marcus Antonius |
Pro Aemilio Scauro Für Aemilius Scaurus | 54 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro T. Annio Milone Für Titus Annius Milo | 52 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro Archia Für Archias | 62 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro A. Caecina Für Aulus Caecina | 69/ca. 71 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro M. Caelio Für Marcus Caelius | 56 v. Chr | Rede zur Verteidigung des Marcus Caelius Rufus vor Gericht |
Pro A. Cluentio Habito Für Aulus Cluentius Habitus | 66 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro L. Cornelio Balbo Für Lucius Cornelius Balbus | 56 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro P. Cornelio Sulla Für Publis Cornelius Sulla | 62 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro M. Fonteio Für Marcus Fonteius | 69 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro Q. Ligario Für Quintus Ligarius | 46 v. Chr | Verteidigungsrede für Q. Ligarius, gerichtet an Caesar als Diktator |
Pro M. Marcello Für Marcus Marcellus | 46 v. Chr | Verteidigungsrede für M. Marcellus, gerichtet an Caesar als Dikator |
Pro Murena Für Murena | 63 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro Cn. Placio Für Gnaeus Placius | 54 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro P. Quinctio Für Publius Quinctius | 81 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro C. Rabirio perduellionis reo Für den des Hochverrats angeklagten C. Rabirius | 63 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro Rabirio Postumo Für Gnaeus Rabirius Postumus | 54/53 oder 53/52 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro rege Deiotaro Für König Deiotarus | 45 v. Chr | Verteidigungsrede für den König Deiotarus, gerichtet an Caesar |
Pro Sex. Roscio Amerino Für Sextus Roscius aus Ameria | 80 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro Q. Roscio Comoedo Für den Schauspieler Quintus Roscius | ca. 77 oder 66 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro P. Sestio Für Publius Sestius | 56 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro M. Tullio Für Marcus Tullius | 72/71 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Pro L. Valerio Flacco Für Lucius Valerius Flaccus | 59 v. Chr | Verteidigungsrede vor Gericht |
Trostschrift, Geschichtsschreibung, Dichtungen, Übersetzungen
V. a. an seinen Freund Titus Pomponius Atticus und an seinen Bruder Quintus Tullius Cicero.
Ciceros Prosa kennzeichnet ihn als Meister der lateinischen Sprache. Seine Werke vermittelten dem gebildeten römischen Publikum die griechische Philosophie, besonders die Lehren der Stoa und der sog. Neuen Akademie. Seine politischen Schriften liefern uns wichtige Quellen zu den politischen Unruhen, die die spätrepublikanische Zeit kennzeichnete, die uns seine Positionen nachvollziehen lassen. Berühmt wurde er auch durch seine Reden gegen Verres (70 v. Chr), gegen Catilina (63 v. Chr) und gegen Marcus Antonius (44 und 43 v. Chr).
Seine Reden bilden zusammen mit Caesars Schriften die Grundlage für das heutige Schullatein. Nicht weniger wichtig sind aber auch seine theoretischen Schriften über den Staat und über die Gesetze. Auf Ciceros Begriff humanitas, der sich in seiner Reden über die Gesetze befindet, gehen später die Begriffe studia humanitatis für eine ganzheitliche Bildung überhaupt, humanista, als die sich die italienischen Humanisten des 15. Jahrhunderts selbst bezeichnen, also Humanist (im Singular) und in dem beginnenden 19. Jahrhundert Humanismus zurück, den als Erster Friedrich Immanuel Niethammer für Kritik an einer von der Aufklärung geprägten Pädagogik verwendet. Cicero meint mit humanitas die Bildung überhaupt, die seiner Meinung nach er im Verfall begriffen sah. Besonders meint Cicero mit Bildung aber die Sprache, Rhetorik und Philosophie und damit einhergehend besonders die Tugend.
Für den italienischen Humanismus wird Cicero geradezu einem Idol und Vorbild des Menschen der Renaissance. Durch Francesco Petrarca und seine Schüler bzw. deren Nachfolger kommt es zu einer Bewegung der Wiederbelebung des classischen Alterthums (Georg Voigt) (1859), wo der Renaissance-Mensch sein "Ich" im Spiegel des Altertums erkennt. Der Renaissance-Mensch begann sich als Individuum zu begreifen. Darin unterschied er sich grundlegend vom Menschen des Mittelalters, der zwar auch gelegentlich klassische Studien getrieben hatte namentlich Lektüre der Kirchenväter wie u. a. Augustinus, jedoch immer einem korporativen Verbande zugehörig blieb, während der Renaissance-Mensch daraus heraustrat. Auch Petrarca beginnt eine Dichtung in lateinischer Sprache, die im Stile Cicero nachempfindet. Nicht immer, wenn auch überwiegend, wird Cicero positiv gewürdigt. Als Beispiel darf hierfür die Charakteristik gelten, die Theodor Mommsen im dritten Band seiner Römischen Geschichte gibt.
Philosophische Schriften
Rhetorische Schriften
Weitere Schriften
Briefe
Wirkung
Literatur
Ausgaben und Übersetzungen
Marcus Tullius Cicero:
Anthologien:
Sekundärliteratur
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