Geschichte
In der Frühzeit war das Tal, in dem das heutige Kathmandu liegt, ein großer Gebirgssee. Nachdem dieser durch ein Erdbeben verschwunden war, wanderten zahlreiche Menschen aus allen umliegenden Gebieten ein und bildeten das Mischvolk der so genannten Newar. Das Tal war fruchtbar und es ließ sich einfach Landwirtschaft betreiben, und so entstand eine hoch entwickelte Handwerkskunst. Unter Einfluss dieser entstand in China im siebten Jahrhundert n. Chr. der Pagoden-Baustil, welcher sich auch in Japan ausbreitete. Nepalesische Handwerksmeister waren weithin bekannt und gefragt. Der Buddhismus breitete sich zu dieser Zeit auch in Nepal aus, konnte sich jedoch nie gegenüber dem Hinduismus durchsetzen.
Nachdem Nepal lange Zeit unter indischer Rajputenherrschaft stand, gelang es im 14. Jh. n. Chr. schließlich dem Newar Jayasthiti Malla das Tal zu einigen und zu befreien, und sein Enkel Yakasha Malla konnte das Herrschaftsgebiet weiter ausdehnen und in seinem Königreich für großen Wohlstand sorgen. Seine vier Söhne jedoch teilten das Land unter sich aus und schwächten es so in allen Belangen.
So geschwächt wurde es 1786 vom Gurkha-König Prithvia Narayan eingenommen. Seine Herrschaft wurde nach einem militärischem Zusammenstoß mit den Briten 1814-16, bei dem das Gurkhaheer geschlagen wurde, mit einigen Restriktionen anerkannt. Schon 1846 brachte sich Jang Bahadur Rana durch ein blutiges Massaker an die Macht und führte ein neues Regierungssystem ein, wonach das Amt des Ministerpräsidenten vererbbar war. Der König (ab 1911 Prithivias Sohn Tribhuvan) behielt nur nominell seine Macht, der jeweilige Ministerpräsident war alleiniger Herrscher. Der Kurs der Herrscher zeigte schon zu dieser Zeit Anzeichen der Isolation von den Nachbarländern, lediglich gegenüber den Briten war die Politik stets freundlich, wenn auch betont distanziert.
Im Jahre 1914 stellte der damalige Ministerpräsident Chandra Shamsher den Briten, noch vor der offiziellen Kriegserklärung zum ersten Weltkrieg, ca. 200.000 Gurkhasoldaten zur Verfügung, wie auch später im Englisch-Afghanischem und zweitem Weltkrieg, und stellte dabei seinen eigenen Status als „unabhängiger Verbündeter“ klar. Dadurch wurde Nepals diplomatischer Status enorm aufgewertet und die vollständige Souveränität sichergestellt, womit es Nepal von britischer Seite aus zustand, diplomatischen Kontakt mit anderen Staaten aufzunehmen, wovon aber zunächst nur zögerlich Gebrauch gemacht wurde.
Die formelle Anerkennung der Königswürde der Ranas aber, z.B. durch Indien, blieb weiterhin aus. Auch aus diesem Grund, hauptsächlich aber auf Druck zurückgekehrter Kriegsveteranen, verkündete Premierminister Padma Shamsher 1948 eine neue Verfassung zur politischen Lockerung, wurde jedoch vor deren Einführung von der Armee unter Mohan Shamsher gestürzt. 1950 ging König Tribhuvan, der auf Wiederherstellung seiner Königswürde hoffte, nach Indien, an dessen Grenze kurz darauf Unruhen ausbrachen. Die Ranas behielten militärisch zunächst die Überhand, doch um zu verhindern, dass China die politischen Unruhen in Nepal zur Durchsetzung seiner Annexionsansprüche ausnutzt, griff Indien ein und zwang die Ranas und den König zum Kompromiss, wieder eine konstitutionelle Monarchie einzuführen. Sowohl die Ranas wie auch der oppositionelle Nepali Congress erhielten einen Teil der Macht im Parlament.
Der Nepali Congress zersplitterte jedoch schnell in kleinere Parteien, die nach Macht rangen. Die politischen Unruhen wurden in den folgenden Jahren durch Überschwemmungen und Hungersnöte noch gestärkt, so dass König Tribhuvan 1952 den Notstand ausrief und diktatorische Alleinmacht erlangte. Nach dem Tod seines Vaters übernahm 1955 Mahendra Bir Bikram Shah Dev die Macht. Dieser wurde 1959 vom Nepali Congress gezwungen, freie Parlamentswahlen abzuhalten, die der Congress klar gewann. Der neue Premierminister Koirala nahm sich ein ehrgeizige Reformen zur Bekämpfung der Rückständigkeit Nepals vor, auch wenn nun ein großer Teil der Staatsmacht dem König vorbehalten war. Doch viel Erfolg hatte er nicht, da schon 1960 der König die Autokratie in Form einer geschichtlich bisher einzigartigen Hindu-Monarchie wieder einführte und alle politischen Parteien streng verbot.
Zwei Jahre später wurde die Verfassung um dass so genannte Panchayat-System erweitert, die eine Art dörflicher Selbstverwaltung durch lokale Räte, den Panchayats, einführte. Das Parlament wurde weiterhin gewählt, und zwar 112 Abgeordnete direkt vom Volk gewählt und 28 vom König ernannt. Dieses Parlament wählte den Ministerpräsidenten. Der König war formell nun noch Spitze der Exekutive und hatte Vetorecht, konnte damit aber alle relevanten Entscheidungen alleine treffen. Seine Außenpolitik war hauptsächlich auf Indien und China gerichtet, und er erreichte von Peking Wirtschaftshilfe in Höhe von 7,5 Mio. £. Auch der Sohn von König Mahendra, Shri Panch Maharajadhiraja Birendra Bir Bikram Shah Dev, kurz König Birenda, änderte nichts an der Verfassung, obwohl man sich zuerst größere Offenheit gegenüber der westlichen Demokratie von ihm versprach.
In den folgenden Jahren herrschte Stagnation vor, außer dem Ausbau der Infrastruktur und des Kommunikationswesens gab es keine besonderen Fortschritte. Die wirtschaftliche und soziale Situation verschlechterte sich weiter, und Nepal blieb auf umfangreiche Entwicklungshilfe, größtenteils aus Deutschland, angewiesen. 1980 erzwangen Demonstranten eine nationale Abstimmung über das Panchayat-System, dieses wurde aber mit 55% der Stimmen knapp bestätigt.
Erst 1987 erklärte sich König Birenda, auf Druck aus Indien, zu Reformen bereit. Die Einführung einen neuen Verfassung verzögerte sich jedoch bis zum 8. November 1990, erst massiver Druck aus mehreren Ländern, besonders Indien, welches seine Grenzen schloss, und Massendemonstrationen der zusammengeschlossenen Oppositionsparteien zeigten Erfolg. Die ersten demokratischen Wahlen fanden am 12.5.1991 statt. Einzige Kritikpunkte einiger Parteien an der neuen Verfassung sind die mögliche Notstandsverordnung durch den König, welche erst nach drei Monaten vom Repräsentantenhaus bestätigt werden muss, und die Beibehaltung des Begriffes „Hindu-Königreich“.
König Birenda starb am 1. Juni 2001 bei einer von ihm begonnenen blutigen Schießerei in seinem Palast, bei dem auch andere Mitglieder der königlichen Familie starben. Kronprinz Diprendra erlag drei Tagen nach seiner Krönung den Verletzungen, die er sich dort zugezogen hatte, und so wurde Birendas Bruder Gyanendra König von Nepal. Dieser entließ im November 2002 den Premierminister als inkompetent, nachdem das Parlament nach Auflösung aufgrund anhaltender Verunsicherung nicht in der Lage war Neuwahlen durchzuführen.
siehe: Liste der Könige von Nepal
Wirtschaft
80% der Nepalesen leben von der Landwirtschaft, eine weitere Einkommensquelle und Devisenbringer ist der Tourismus (Trekkingtouren und Bergsteigen im Himalaya).
80 % der nepalesischen Bevölkerung arbeiten im primärem (landwirtschaftlichen) Sektor. Solch ein hoher Wert ist typisch für ein Entwicklungsland, da industrieller und Dienstleistungssektor noch schlecht ausgebaut sind und auch Grundlagen erfordern, die wirtschaftlich rückständige Länder oft nicht bieten. Das Bruttosozialeinkommen liegt mit 250$ pro Person und Jahr zwar sehr niedrig, verglichen mit anderen Entwicklungsländern hoch.
In der Landwirtschaft arbeiten zwar 80% der Bevölkerung, doch macht ihr Einkommen lediglich 41% des Bruttosozialproduktes aus, da in dieser Branche nicht sehr viel verdient wird. Angebaut wird größtenteils Reis, auf 55% der landwirtschaftlichen Nutzfläche, außerdem noch Kartoffeln, Mais und andere Getreidesorten. 80% Teil der Exportgüter Nepals kommen aus der Agrarproduktion. Die landwirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern sich, da die nutzbare Landfläche durch Erosion des lockeren Bodens, besonders unter Einfluss des Monsuns, und Kahlschlag der Wälder sich ständig verkleinert, in den letzten 25 Jahren von 1/3 ha pro Kopf auf jetzt 1/5 ha. Jedoch liegen besonders im Terai noch große Produktionsreserven, denn 80% der Bauern sind nur Pächter ihres Bodens und müssen damit 50% der Ernte an den Landbesitzer abführen, und meistens ist keine der beiden Parteien bereit, in Maßnahmen zur Produktionssteigerung, wie etwa Düngemittel, zu investieren.
Immerhin 17% der Nepalesen sind in der Industrie beschäftigt und produzieren dort 22% des Gesamteinkommens. Die industriellen Bedingungen sind in Nepal denkbar schlecht, besonders aufgrund der schlechten Infrastruktur und der Gefahr durch Naturkatastrophen. Außerdem befinden sich politische Reformen zur Unterstützung von Investoren gerade erst in der Anfangsphase. Zu diesen Reformen zählen z. B. Senkung der Steuern für die Industrie und staatliche Zuschüsse bei Investitionen.
Lediglich 3% der Arbeiter sind im Dienstleistungssektor, verdienen dort aber ganze 37% des Bruttoinlandsproduktes. Die Gründe für die wenigen Arbeitsplätze in diesem Bereich sind der schlecht ausgebildete Sekundäre Sektor und die nur in geringem Umfang vorhandenen Devisen in Nepal.
Mit 60 Mio. $ bringt der Tourismus etwa 30% der Gesamtdevisen. Jedes Jahr reisen etwa 300.000 Menschen nach Nepal. Viele Sherpas verdienen ein gutes Gehalt durch Touristenführungen in den Bergen. Der zweitstärkste Devisenbringer ist mit 30 Mio. $ der Export von tibetischen Teppichen, welcher durch UNO und Swiss Aid gefördert wird. Ein nicht geringer Teil kommt auch aus der Entwicklungshilfe durch andere Staaten.
Von den etwa 25.874.000 Nepalesen leben etwa 40% unterhalb der Armmutsgrenze, das durchschnittliche Monatseinkommen beträgt ca. 21$. Das Bruttosozialprodukts-Wachstum liegt mit 2,6% pro Jahr nur gering unterhalb des sehr hohen Bevölkerungswachstums, jedoch ist die Inflation mit 2,1% relativ hoch. Das schlimmste ist jedoch die Arbeitslosigkeit mit ganzen 47%, bedingt durch die wenige Industrie. Die Bevölkerungsdichte pro Quadratmeter schwankt zwischen 25 im Hochgebirge und 1500 in Kathmandu.
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