Reh
Das Reh (lat. Capreolus capreolus L.), Ordnung Paarhufer, Familie Hirschartige Cervidae, Unterfamilie Trughirsche, zu denen auch der Elch und das Rentier gezählt wird. Damit ist das Rehwild stammesgeschichtlich sehr viel älter als die so genannten Echthirsche, zu denen das Rotwild und das Damwild gehören. In der Jägersprache zählt man das Reh zum Schalenwild.
Die Entstehung des Rehwildes geht auf die Zeit des Miozän zurück, also vor etwa 20 bis 25 Millionen Jahren. Das Reh entwickelte sich damals, angepasst an die sich verändernde Vegetation, zum so genannten Buschschlüpfer. Das Rehwild ist eine eigene Gattung und die einzige Art, Unterarten sind: Das Europäische Reh, das Sibirische Reh und das Manschurische Reh. Die Endstehung der drei Unterarten geht auf die letzte Eiszeit zurück, das Europäische Reh entwickelte sich in den klimatisch günstigen Rückzugsgebieten (Mittelmeerraum), zu der heutigen, kleinen Form. (Siehe: Bergmannsche Regel)
Das Reh kommt in fast ganz Europa und Asien vor. Es fehlt in Europa auf den Inseln Irland, Korsika und Sardinien.
Rehe leben überall dort, wo sie Deckung (Wald, Gebüsch, Getreideschläge, Wiesen mit hohem Gras) finden und sind sonnenhungrig. Als so genannte Kulturfolger passen sie sich sehr gut an Beunruhigungen jeglicher Art an. Man nennt sie Gebüschflüchter. So ist es beispielsweise nicht ungewöhnlich, selbst über Tag an viel befahrenen Straßen Rehwild zu beobachten. Während Rehe im Winter zu so genannten Sprüngen (Familienverbünde) zusammenstehen, leben sie sommertags territorial, haben ein eigenes Revier, das sie mit Duftmarken (Duftdrüsen an Beinen und Stirn) kennzeichnen und vehement gegen andere Rehe verteidigen.
Ausgewachsene Tiere erreichen eine Schulterhöhe von 60 - 75 cm. Männliche Tiere haben ein Durchschnittsgewicht von 16 bis 18 kg, weibliche wiegen 10 bis 15% weniger. In Gebieten mit besonders guten Äsungsverhältnissen und geringer Beunruhigung erreichen Rehe ein Gewicht von 20 kg, selten mehr.
Männliche Tiere tragen ein Geweih, das sie ab November abwerfen und bis zum Frühjahr neu bilden.
Die Paarungszeit (Brunft, Blattzeit) findet in unseren Breiten Ende Juli bis Anfang August statt. Bei Rehen gibt es die so genannte Keimruhe. Das befruchtete Ei entwickelt sich erst ab Dezember und führt zur Geburt der Kitze im Mai des folgenden Jahres. Das weibliche Reh (Ricke) setzt ein bis zwei, selten drei Kitze.
Seit der Ausrottung großer Raubtiere (Wolf, Luchs) in weiten Teilen Europas haben die erwachsenen Tiere dort keine natürlichen Fressfeinde. Trotz erheblicher Jagdstrecken wächst der Rehwildbestand in den letzten Jahrzehnten. Während in den 1970er Jahren die Zahl der erlegten Tiere in Deutschland noch zwischen 600.000 bis 700.000 Stück lag, werden in den letzten Jahren jeweils mehr als 1.000.000 Rehe erlegt.
Rehe werden in allen europäischen Ländern gejagt. Das ist unumgänglich, weil ein zu hoher Rehwildbestand zu einem übermäßigen Verbiss der natürlichen Waldverjüngung führt.
Die männlichen Tiere nennt man in der Jägersprache Böcke, die weiblichen Ricken; die jungen, bis einjährigen Rehe nennt man geschlechtsunabhängig Kitze. Ein Rehbock, dessen Gehörnanlage eine gute Entwicklung prognostiziert, heißt auch Zukunftsbock. Junge Kitze haben charakteristische helle Flecken im Fell.
Stammesgeschichte und Verbreitung
Lebensraum
Morphologie
Reproduktion
Feinde
Weblinks