Russisch-Orthodoxe Kirche
Die Russisch-Orthodoxe Kirche bildet einen zur östlich-orthodoxe Kirche zugehörigen Kirchenverband, der vor allem durch seine lange eigenständige Tradition einen eigenen Charakter entwickelte. Entstanden ist die Russisch-Orthodoxe Kirche, als Großfürst Wladimir I, Herrscher der Kiewer Rus, 988 die Taufe empfing und seine Untertanen taufen ließ.
Die ersten Metropoliten kamen aus Griechenland. Sitz des Kirchenverbandes war zuerst Kiew, ab 1326 Moskau. Nach dem Fall Konstantinopels an die Türken wurde dem russischen Erzbischof der Titel eines Patriarchen zuerkannt; es war das erste neue Patriarchat seit dem Jahre 451.
1721 wurde der Patriarch unter dem westlich denkenden Zaren Peter dem Großen nach deutsch-lutherischem Vorbild durch einen Heiligen Synod ersetzt, der weltlicher Kontrolle unterstand.
Nach der ersten russischen Revolution 1905 entstanden in der Kirche allmählich weitreichende Reformbestrebungen. Daraufhin wurde 1917 das Patriarchat wieder eingeführt und mit dem zuvor lange in den USA lebenden Erzbischof Tikhon besetzt; 1918 wurde die Trennung von Kirche und Staat in Russland vollzogen. Die meisten weiteren geplanten Reformen fanden wegen der einsetzenden Verfolgung nicht mehr statt.
In der Sowjetunion war das Verhältnis von Kirche und Staat meist sehr gespannt, besonders in den frühen Jahren gab es massive Christenverfolgungen.
Seit dem Niedergang der Sowjetunion erlebt die Russisch-Orthodoxe Kirche eine Renaissance. Heute hat die Russisch-Orthodoxe Kirche etwa 100.000.000 Mitglieder, zu ihr gehören u.a. auch die Weißrussisch-Orthodoxe Kirche, die autonome Ukrainisch-Orthodoxe Kirche und die ebenfalls autonome Orthodoxe Kirche in Japan. Die Orthodoxe Kirche in Amerika wurde 1970 in die volle Unabhänigkeit entlassen.
Viele der 100.000.000 Mitglieder haben niemals einen Religionsunterricht genossen, sodass teilweise recht absonderliche Ansichten sich bis heute im Volk halten können. Auch sind nur etwa 5-10% der Mitglieder heute regelmäßige Kirchenbesucher. Wladimir Putin gibt sich heute betont gläubig; die meisten Beobachter halten seinen Glauben für echt.
Das kulturelle Leben Wiens war einst auch von russischen Einflüssen geprägt: Es befindet sich hier die größte russisch-orthodoxe Kirche Europas [1], gegründet 1702 vom ersten russischen Botschafter Fürst Gallitzin in Wien.
Die deutsche Metropolie der Kirche befindet sich heute in Berlin, in dessen Umgebung auch die meisten Gläubigen zu finden sind.