Sandschak
Der Sandschak (serbisch Sandžak, Санџак) ist eine historische Region auf dem Balkan, die heute im Osten Montenegros und im Südwesten Serbiens liegt. Historisch war diese Region auch als Raszien bekannt.Der aus dem Türkischen übernommene Begriff (ursprünglich der allgemeine Terminus für eine Verwaltungseinheit des Osmanischen Reiches) bezeichnet seit dem 19. Jahrhundert das Gebiet des früheren Sandschaks von Novi Pazar. Dieser ist ein islamisch geprägtes Gebiet zwischen Zentralserbien und Montenegro und bildet somit eine "Brücke" zwischen den Moslems von Bosnien und dem Kosovo.
Historische Hauptstadt war Novi Pazar, allerdings kann von einer Hauptstadt im politischen Sinn heute nicht die Rede sein, da die Region keine Verwaltungseinheit darstellt.
Das Gebiet wurde im 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt, die hier, erst unter byzantinischer Oberhoheit, später selbstständig, Fürstentümer gründeten (siehe auch Raszien)
Nach der Eroberung durch die Osmanen im 14. und 15. Jahrhundert trat ein Teil der Bevölkerung dem Islam bei.
Nach den serbischen Aufständen und der Unabhängigkeit Serbiens im 19. Jahrhundert siedelten sich auch viele muslimische Flüchtlinge aus Zentralserbien hier an.
Nach dem Berliner Kongress 1878 blieb der heutige Sandschak weiterhin beim Osmanischen Reich. Dies war unter anderem der Intervention Österreich-Ungarns zu danken, welches einer eventuellen Vereinigung Serbiens und Montenegros vorbeugen wollte. Nach den Balkankriegen 1912 - 1913 wurde das Gebiet dennoch zwischen diesen beiden Staaten aufgeteilt.
Trotz teilweise großer Abwanderung sowohl im frühen 20. Jahrhundert als auch im Zuge von Vertreibungen während des Balkankonflikts in den 1990er Jahren stellen die Muslime oder Bosniaken noch heute einen großen Bevölkerungsanteil dar. Sie sind jedoch vielfach keine vollwertigen Bürger ihres Landes.
Bei den Parlamentswahlen in Serbien am 28. Dezember 2003 traten die Sandschak-Muslime gemeinsam mit anderen Minderheiten in einer Wahlunion namens "Zajedno za toleranciju" oder "Gemeinsam für Toleranz" an. Diese verfehlte allerdings knapp die 5%-Hürde, was unter anderem dem Wahlboykott der Albaner in Südserbien zugeschrieben wird.Geschichte