Serbokroatische Sprache
Als Serbokroatisch wurde im ehemaligen Jugoslawien die gemeinsame südslawische Sprache der Kroaten, Bosniaken und Serben bezeichnet, während Slowenen, Mazedonier, Albaner, Ungarn und andere ihre eigenen Sprachen sprachen.Das Serbokroatische lässt sich in vier Dialektgruppen unterteilen, von denen drei nach der jeweiligen Form des Fragewortes was? benannt sind: Das Štokavische (nach dem Fragewort für was: što) wird in ganz Bosnien-Herzegowina und Montenegro sowie in dem größten teil Serbiens und Kroatiens gesprochen. Das Kajkavisch (kajkavski; Fragewort kaj anstatt što) ist im nördlichen Kroatien verbreitet und das Čakavische (čakavski; Fragewort größtenteils ča statt što oder kaj) im nördlichen und mittleren Teil der kroatischen Küste. Die Dialekte des südöstlichen Serbiens, die einen Übergang vom Štokavischen zum Mazedonischen und Bulgarischen bilden, werden als Torlakisch bezeichnet.
Das Štokavische lässt sich wiederum in mehrere Untergruppen einteilen. Der auffälligste Unterschied betrifft die verschiedene Wiedergabe des urslawischen Lautes jat. Nach der Wiedergabe dieses Lautes als ije/je (z.B. svijet - Welt; oder cvijet- Blume), e (svet, cvet) oder i (svit, cvit) werden die štokavischen Dialekte in ijekavische (ijekavica), ekavische (ekavica) und ikavische (ikavica) unterschieden. Ijekavische Dialekte werden in Teilen Kroatiens, dem größten Teil Bosnien-Herzegowina, ganz Montenegro sowie in kleineren Teilen Westserbiens gesprochen. Ekavische Dialekte werden im größten Teil Serbiens gesprochen. Ikavische Dialekte kommen in Teilen Dalmatiens, in der westlichen Herzegowina, sowie Teilen Westbosnienss und des südlichen Slawoniens vor.
Die Schriftsprache aller drei Nationalitäten baut auf dem Stokavischen auf. Die Kroaten, Bosniaken und Montenegriner verwenden dabei nur das Ijekavische, die Serben in Serbien das Ekavische, in Bosnien-Herzegowina und Kroatien hingegen zum größten Teil das Ijekavische. Weiters gibt es Unterschiede bei der Übernahme von Fremdwörtern: falsifikovati vs. falsificirati; okean vs. ocean; hemija - kemija. Grundsätzlich werden Fremdwörter im Kroatischen sparsamer eingesetzt als im Serbischen, während das Bosnische viele Turzismen enthält. Die Unterschiede im Grundwortschatz sind dagegen geringer als etwa zwischen vielen deutschen Dialekten.
Das Sprachenkürzel "sh
" (nach ISO 639) wird seit dem 18. Februar 2000 als veraltet angesehen; vgl. http://lcweb.loc.gov/standards/iso639-2/codechanges.html
Die Sprache hatte die Eigenart, dass sie mit zwei verschiedenen Alphabeten geschrieben wurde.
Während die Kroaten und Bosnier das lateinische Alphabet verwendeten, wurde von Serben in aller Regel das kyrillische Alphabet benutzt.
Dies war im Abkommen von Novi Sad aus dem Jahr 1954 geregelt.
Das Serbokroatische wurde - insbesondere aus politischen Gründen nach dem Bosnisch-Kroatisch-Serbischen Krieg (1991-1995) auch offiziell in drei Sprachen geteilt: Die sich heute als eigenständig verstehenden Sprachen Bosnisch, Kroatisch und Serbisch sind also im Wesentlichen mit dem Serbokroatischen identisch, die jedoch nicht mehr gemeinsam erfolgende Sprachpflege lässt eine künftig getrennte Entwicklung dieser drei Sprachen vermuten. Seit je her unterscheiden sich die drei Sprachen jedoch in der Aussprache vieler Wörter und in einer großen Anzahl von Regionalismen.