Tunguska-Ereignis
Mit dem Tunguska-Ereignis bezeichnet man die ungeklärte Explosion, die sich am 30. Juni 1908 in Sibirien, in der Nähe des Flusses Steinige Tunguska (Koordinaten des "Epizentrums": 60° 53'09" N; 101° 53' 40" E, nach V.G.Fast, 1967) in einer geschätzen Höhe zwischen 6 und 14 km ereignete. Auswertungen der seismischen und barometrische Aufzeichnungen des Ereignisses ergaben ein Zeitpunkt von etwa 0.14 UT (7.14 Uhr Ortszeit). Die meisten Augenzeugen berichten von einer Explosion, einige jedoch auch von mehreren. Bei dem Ereignis wurden die Bäume im Umkreis von bis etwa 30 km entwurzelt und Fenster und Türen in der 65 km entfernten Handelssiedlung Wanawara eingedrückt. Noch in über 500 km Entfernung, unter anderem von Reisenden der Transsibirischen Eisenbahn, wurden ein heller Feuerschein, eine starke Erschütterung und Druckwelle sowie Donnergeräusch wahrgenommen.Eine Explosion mit einer Explosionskraft von 10-15 Megatonnen TNT wäre nötig, um ein ähnliches Bild zu erzeugen. Manche Schätzungen gehen bis zu 50 Megatonnen TNT. Erst 1927 wurde das Gebiet von einer Expedition unter Professor Leonid Kulik untersucht, welcher 1938 auch Luftbildaufnahmen der Region veranlasste.
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Die genaue Ursache ist bis heute umstritten. Als wahrscheinlichste Ursache gilt ein Absturz eines Kometen (vorgeschlagen 1930 von H. Shapley) oder eines Eisen-Asteroiden (L.A.Kulik, 1939) bzw. eines Stein-Asteroiden geringer Dichte (Fesenkov, 1949), der etwa 6–10 km über dem Boden explodierte und wegen der geringen Dichte keinen Krater verursachte. Bis heute wurden keine makroskopischen Bruchstücke des Impaktors gefunden. Eine kleinere Vertiefung wurde von L.A.Kulik als Krater gedeutet, was sich allerdings nicht bestätigt hat. Auch die Suche nach mikroskopischen staubförmigen Überbleibseln des Impaktors oder chemischen und isotopischen Anomalien, wie bei Eintrag außerirdischen Materials zu erwarten, ist bisher nicht schlüssig. Nach theoretischen Abschätzungen der möglichen Bahnen des Tunguska-Boliden von P. Farinella1 et al. (2001) [1] ist ein Stein-Asteroid am wahrscheinlichsten, obwohl auch hier ein Komet nicht vollständig ausgeschlossen werden kann. Die Ergebnisse der jüngsten Tunguska-Expedition 1999 unterstützen die Ansicht vom Meteoriteneinschlag.
Nur wenige Stunden nach dem Tunguska-Ereignis wurde in einem ukrainischen Dorf in der Umgebung Kiews ein Meteoritenfall beobachtet. Zwischen dem aufgefundenen Meteoriten (L6-Chondrit, 1,9kg, nach seinem Fundort Kagarlyk benannt) und dem Tunguska-Ereignis wurde wegen des ansonsten unwahrscheinlichen zeitlichen Aufeinandertreffens ein Zusammenhang vorgeschlagen [2]. Messungen des Bestrahlungsalters von Kagarlyk [3] ergaben jedoch ein für L6-Chondrite sehr typisches Bestrahlungsalter von 16,2 Millionen Jahre. Demnach ist es unwahrscheinlich, dass Kagarlyk sich erst kurz vor der Explosion vom Tunguska-Objekt abgespalten hat wie es in [2] vorgeschlagen wurde und Kagarlyk scheint eher die die gleiche Herkunft zu haben wie die anderen L6-Chondrite.
Neben der Einschlaghypothese wurden auch alternative Theorien vorgeschlagen. Der russische Wissenschaftler Andrei Yu. Ol'khovatov vertritt bereits seit Ende der 1980er Jahre eine rein geophysikalische Deutung des Tunguska-Ereignisses. So auch der deutsche Astrophysiker Wolfgang Kundt der die These vertritt, dass es sich um einen vulkanähnlichen Ausbruch handelt. Demnach wäre das Ereignis als Explosion von 10 Millionen Tonnen Erdgas, das über Risse aus einem unterirdischen natürlichen Erdgaslagers entwichen ist und sich entzündete, zu erklären.
Zu den exotischeren bis esoterischen Erklärungsversuchen gehören eine natürliche Nuklearexplosion, ein kleines Schwarzes Loch oder der Absturz eines außerirdischen Raumschiffs.
Theorien
Literatur
Weblinks