Uiguren
Die Uiguren (Eigenbezeichnungen: Uyghur oder Yugur) ist die größte Volksgruppe der chinesischen autonomen Region Xinjiang. Die Uiguren gehören zu den älteren Turkvölkern. Die veraltete Schreibung des Volksnamens ist Uyghuren. In chinesischen Chroniken erscheinen die Uiguren unter verschiedenen Namen. Am bekanntesten sind: Hoei-ho, Vei-ho, Hui-ho, Huei-hu und Wei-wu oder auch Chun-wei.
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2 Verbreitung 3 Religion 4 Geschichte 5 Weblinks |
Erste Stammesnamen der späteren Uiguren wurden bereits schon bei den Hunnen erwähnt, als diese Ost-Turkestan und Kansu unterwarfen.
Die Uiguren sind ursprünglich westtürkischerer Herkunft. Sie zählten zu den ogurischen Stämmen. Der Volksname setzt sich aus dem alttürkischen Wörtern uy = folgen, gehorsam und ghur zusammen. Es ist also eine Verballhornung des Namens Uy(o)ghur <=> Uy-Ogur <=> "Gehorsamer, folgsamer Ogure".
Eine andere Bedeutung des Namens könnte sich auch von der Tatsache ableiten, dass die Uiguren als erstes Turkvolk richtige Städte errichteten und bedeutenden Handel trieben – sie wurden "zivilisiert" (türkisch: uygar).
Die Muttersprache der Uiguren ist die Uigurische Sprache und diese wurde von 7,214 Millionen Menschen (Volkszählung 1990) gesprochen.
Etwa 300.000 Uiguren (so genannte "Ili-Türken") leben in Kasachstan. Kleinere Minderheiten gibt es in der Mongolei, in der Türkei, in Afghanistan und weiteren Teilen Zentralasiens.
Größere Gruppen leben auch in Deutschland, Pakistan, Indonesien, Australien, Taiwan und Saudi-Arabien.
Die Mehrheit der Uiguren gehört dem sunnitischen Islam an.
Vereinzelte Stämme der Uiguren wurden bereits um 300 erwähnt, die damals als Teile der Hunnen galten.
Herausgebildet hat sich das eigentliche Uiguren-Volk erst seit dem 4/5. Jahrhundert, aus der Verschmelzung früherer turko-mongolischerer Gruppen: Die Huihe (回紇 huíhé) und die Tie'le-Gemeinschaft werden unter anderem genannt.
Als ihre unmittelbaren Vorfahren werden die Scha'to angesehen. Unter Huang Chao fielen sie immer wieder ins benachbarte Wei-Reich der Tabgatschen ein.
Die Uiguren waren ursprünglich im Orchon- und Selengatal ansässig. Dort hatten sie die Sekiz-Oghusen im Osten und die Toguz-Oghusen im Norden und Nordwesten zu Nachbarn.
Erster geschichtlich belegter Herrscher war Ay Uzhru (reg. 487-508), der den Staat Uyghuristan begründete. Er stand dem "Yaghlaqar-Klan" vor, der die Oberherrschaft über die neun übrigen Klans ausübte.
Zeitgenössische chinesische Quellen bezeichnen die Uiguren auch als Jiuxing, als "Neun Stämme". Dieses ist wahrscheinlich eine Übernahme des ehemaligen Stammesnamens der 9 Oghusen anzusehen. Die muslimischen Geschichtsschreiber jener Zeit fassten die Uiguren stets unter der Sammelbezeichnung "9 Oghusen" zusammen.
In der Regierungszeit des Begchi (reg. 537-41) fielen 541 auch die Uiguren unter die Herrschaft der Rouran. Der Göktürken-Herrscher Bumin/Tuman schloss die Uiguren 546/50 gewaltsam an sein entstehendes Großreich an.
Im Jahre 605 wurde das Reich der "Orchon-Uiguren" gegründet, als sich Shigan-Sygin formal von den Göktürken unabhängig machte.
681 wurde ihr Herrscher Toghuchi von den Göktürken unterworfen und die Orchon-Uiguren kehrten in den Reichsverband zurück.
Unter Iltimis Kutluq Bilge-Kül erhoben sich 744-45 die Uiguren gegen den herrschenden Turkuten-Stamm. Dabei arbeiteten die Uiguren zunächst im Bündnis mit den späteren Karluken (diese galten zu jener Zeit den Uiguren zugehörig und waren teilweise mit ihnen im Verband der On-Oq eingegliedert), Basmilen, Türgesch und Otuz-Oghusen und führten einen blutigen Umsturz herbei. Er beseitigte den letzten Herrscher des Göktürkenreiches, Bomei Khagan.
So entstand ein Großreich in der heutigen Mongolei (745-840). Dabei übten die Uiguren eine Art Oberherrschaft über benachbarte und engverwandte Gruppen wie Basmilen, Karluken, Türgesch, Sekiz-Oghusen, Dokuz-Tataren, Kitan und Kirgisen aus. Man verzeichnete Ackerbau und einige Städte bis hinein nach Tannu-Tuwa.
Schließlich herrschten die Uiguren über neun Stämme, die sowohl den West- als auch den Osttürken angehörten. Als erstes Zentrum ihrer Macht hatten die Uiguren Kara Balgasun zur Hauptstadt.
Die eigentlichen Uiguren wurden von den folgenden 13 Stämmen gebildet, von denen größtenteils nur die chinesischen Bezeichnungen bekannt sind:
Vor allem unter Bilge-Kül erreichte das junge Uigurenreich seine größte Macht. Dessen Söldnerdienste für China und die übrige chinafreundliche Politik des Uigurenreiches führten dazu, dass Tengri 762 nach China kam und dort, mit dem Großteil des Adels, zum Manichäismus übertrat. Aber auch die Assyrische Kirche und der Buddhismus breiteten sich im Reich aus.
Dadurch wurde es den Uiguren ermöglicht, den Handel mit dem christlichen Morgenland auszubauen. Sie übernahmen nun die syrisch-aramäische Schrift und bildeten in der Folgezeit ein bedeutendes Schrifttum aus, wie zum Beispiel das Werk "Kutadgu Bilik" des Yusuf Has Haaib, das in den Jahren 1069 bis 1070 entstand.
Mit der Übernahme des Christentums wurde das Uigurenreich zu einem Zufluchtsort der christlichen Soghder, die rasch zu Einfluss am Hofe gelangten und vor allem die Außenpolitik beherrschten. Dort versuchten sie, die Politik von China ab- und den christlichen Staaten zu zuwenden.
Der Handel und die Religion wurde bei den Uiguren gepflegt, das Kriegshandwerk jedoch nicht: Als treue Christen war ihnen dieses ja von der Religion verboten worden.
Eine Besonderheit des uigurischen Staates war, dass der Khagan dem staatstragenden und dessen Stellvertreter, der "Shad" oder "Schad" (türkisch: Şad), dem Volk der Soghder entstammte. Dadurch wirkte das Uigurenreich nicht so diktatorisch wie all seine Vorgängerreiche.
Doch Teile des Adels waren mit der Politik der Soghder nicht einverstanden und unter der Führung Tun Baga Tarkhan erhob sich dieser und Tarkhan ordnete die Ermordung (779) seines Vetters Tengri Khagan an, als dieser sich weigerte, die Soghder zu entmachten. Tarkhan nahm nun den Titel Alp-Kutluq Bilge an. Alp-Kutluq richtete seine Politik wieder nach China aus und ließ zahlreiche Christen ermorden.
788 wurde Alp-Kutluq von China nicht mehr als "Jüngerer Brüder" <=> "Söldner", sondern als "Halb/Schwiegersohn" <=> "enger Freund" bezeichnet.
Nach dem Tode Alp-Kutluqs (789) verloren die Uiguren vorrübergehend an politischem Einfluss. Nachfolger wurde nun Külüg-Bilge (reg. 789/90) und bereits 790 wurde der minderjährige Bruder Kutluq-Bilge (790/95) zum Herrscher ausgerufen. Doch lag die wahre Macht bei General Kutluq, der allerdings als erfolglos galt: Sämtliche Feldzüge des Jahres 790 gingen für Kutluq verloren.
Doch 795 starb Külüg-Bilge ohne einen Nachfolger zu hinterlassen. General Kutluq nahm nun den Namen "Ay-Tengride Ülüg-Bulmis Alp-Kutluq Ulugh-Bilge" (reg. 795-805) an und übernahm nun die Macht.
(Bereits 791 konnte er die Schmach von 790 ausbügeln, indem er die Stadt Beschbalyk von den Tanguten erobern und ihren Außenposten vernichten konnte.)
Ay-Tengride stellte die Macht des Uigurenreiches wieder her und dessen Nachfolger, Ay-Tengride Kut-Bulmis Külüg-Bilge (reg. 805-08) und Ay-Tengeride Kut-Bulmis Alp-Bilge (reg. 808-21), noch lange zähren konnten. Dessen Nachfolger, Kün-Tengride Ülüg-Bulmis Alp-Küchlüg- Bilge (reg. 821-24) baute die guten chinesisch-uigurischen Beziehungen weiter aus, allerdings warfen die ständigen Einfälle uigurischer Horden in China dunkle Schatten auf diese Beziehungen. China war mit seinen Belohnungen für die Hilfsdienste der Uiguren nicht mehr so großzügig wie einst: Ay-Tengride Kut-Bulmis Alp-Bilge (reg. 824-32) musste sich mit der bescheidenen Erlaubnis Pferdehandel treiben zu dürfen und mit ein paar Ballen Seide zufrieden geben.
Schließlich kam es zum blutigen Aufstand gegen die Herrscher-Dynastie und Alp-Bilge wurde 832 von seinen engsten Ministern ermordet.
Nachfolger wurde nun Ay-Tengeride Kut-Bulmis Alp-Külüg Bilge (reg. 832-39) galt als schwacher Herrscher, der zusehen musste, wie sein Minister Kürebir die Schatoriten (einer Stammesfördertion aus drei Stämmen) gegen ihn einsetzte. Alp-Külüg Bilge beging darauf hin Selbstmord.
Ein strenger Winter und innenpolitischer Verrat schwächten 839/40 das Reich in der Mongolei, so dass es schließlich durch einen Angriff der Kirgisen zugrunde ging: 840 zog sich der uigurische General und Aufrührer Külüg Bagha zu den mit den Uiguren verfeindeten Kirgisen zurück. Die Kirgisen plagten die Uiguren schon seit 20 Jahren immer wieder mit Grenzverletzungen und bereits im Jahre 842 überfielen die 40 Stämme der Kirgisen mit 100.000 Kriegern, die Städte Tofar, Char balgas und Ordu Balyk; es brach ein blutiger Krieg zwischen beiden Völkern los. Anführer der Kirgisen waren damals der legendäre Manas Khan und eben dieser Külüg Bagha.
Die Stadt Char balgas zum Beispiel wurde von den Kirgisen vollkommen zerstört.
Das Uigurenreich wurde zerschlagen, ihre Herrscher Kichik-Tegin (reg. 839-40) und Ughe-Tegin (reg. 840-46) wurden getötet und die Kirgisen traten deren Erbe an.
Nach dem Niedergang ihres Reiches wurden die Uiguren durch die Kirgisen in alle Richtungen zerstreut. Das Gros der Uiguren gründete jedoch zwei kleinere Staaten im heutigen Xinjiang (856) und in der heutigen Provinz Kansu. Die Uiguren wurden nun endgültig sesshaft, vermischten sich mit ihren Nachbarn in einer Stadtkultur und lehnten eine Rückkehr in die mongolische Steppe ab. Der Uigurenstaat in Kansu wurde 1028-36 von den Tanguten übernommen. Der Uigurenstaat "Uyghuristan" im heutigen Xinjiang (Zentrum Beschbalyk, Turfan) wurde circa 1130 von den Kara Kitai, 1209 von den Mongolen abhängig und ging im 14. Jahrhundert zugrunde. Trotzdem strahlte ihr kultureller Einfluss (ihre Schrift, Verwaltung und so weiter) bis zur heutigen Zeit auf die Nachbarn aus.
Etwa zur Mitte des 13. Jahrhundert setzte sich der Islam bei den Uiguren im heutigen Xinjiang durch (1252/5 Anklage und Hinrichtung des buddhistischen Herrschers Idiqut Salendi wegen nachgewiesener "Islamfeindlichkeit").Namensbedeutung
Verbreitung
Religion
Geschichte
Bereits unter den Söhnen Iltemis (Bilge-Kül [reg. 747-79] und Tengri [reg. 759-79]) wurde das Reich alten Traditionen entsprechend geteilt und die Hauptstadt der Osthälfte war das mongolische Char balgas, das sich am Ostufer des Orchon befand. Dessen Ruinen sind zwischenzeitlich ausgegraben und durch eine zwölf Meter hohe Festungsmauer berühmt geworden. Als Hauptstadt des Westreiches galt Tofar.