Geburt
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2 Soziologie |
Die Geburt (auch Entbindung) ist der Prozess am Ende der Schwangerschaft, durch den ein Fötus die Gebärmutter der Mutter verlässt.
Der Ablauf jeder Geburt ist verschieden, da es sich um eine biologische Funktion des Menschen handelt, die nicht in jeder Einzelheit geplant oder gesteuert werden kann. Insofern sind Aussagen über die Normalität von Vorgängen während der Geburt so zu verstehen, dass normal der Durchschnittswert ist und Abweichungen die Regel.
Die Geburt stellt für die noch Schwangere und gegebenenfalls weitere Beteiligte, z.B. den Vater, ein sehr emotionales Erlebnis dar. Die Geburt ist meist mit großen Schmerzen, aber auch mit großen Freuden verbunden. Sie wird in der Regel um so positiver empfunden, je vertrauter die Atmosphäre aus der Sicht der Gebärenden ist.
Geburten finden im europäischen Kulturkreis in der Regel im Kreißsaal eines Krankenhauses unter der Verantwortung eines Arztes statt. Mehr und mehr Schwangere entscheiden sich allerdings auch für eine Hausgeburt, bei der in der Regel eine Hebamme die Verantwortung übernimmt.
Wichtigstes Ziel des die Geburt begleitenden Personals ist es, Schaden von Kind und Mutter abzuwenden. Was das genau heißt, ist allerdings umstritten. Die Atmosphäre bei und generelle Herangehensweise an eine Geburt ist je nach Ort, Umfeld und Anspruch sehr verschieden. Dabei konkurrieren zwei grundlegende Sichtweisen des Ereignisses miteinander, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen:
Die normale Geburt (auch Spontangeburt) des Menschen beginnt mit der Eröffnungsphase, dem ersten Stadium der Wehen (Senkwehen): Zuerst erfolgen alle 10-30 Minuten Kontraktionen der Gebärmutter mit einer Dauer von ca. 40 Sekunden. In dieser Phase platzt meist auch die Fruchtblase.
Die Kontraktionen beschleunigen sich bis auf eine Frequenz von zwei Minuten. Jede Kontraktion weitet den Gebärmutterhals, bis er die Breite von 10 cm erreicht.
Im zweiten Stadium der Geburt, der Austreibungsphase, ändern sich die Wehen und werden zu Presswehen. Das Baby wird von der Gebärmutter durch den Geburtskanal durch Kontraktionen der Gebärmutter und durch kräftige Unterleibskontraktionen hinausgestoßen. Das Baby wird normalerweise in Kopflage geboren (s. auch Beckenendlage).
Beim Austritt des Kopfs aus dem Geburtskanal kann es zum Dammriss kommen. Dabei reißt ein Teil des zwischen Scheide und Anus befindlichen Damms ein. Dem Dammriss wird häufig durch einen Dammschnitt vorgebeugt.
Der Kindsdruck kann durch Kristellerhilfe verstärkt werden; hierbei wird von außen während der Wehe kräftig auf die Gebärmutter gedrückt.
Nach der Geburt wird das Neugeborene normalerweise sofort auf die Brust der Mutter gelegt und die Nabelschnur durchtrennt.
Das letzte Stadium der Wehen tritt etwa eine viertel bis halbe Stunde nach der Geburt ein; in diesem Stadium wird die Plazenta (Nachgeburt) ausgestoßen.
Die Dauer der Wehen ist sehr unterschiedlich, man rechnet durchschnittlich 13 Stunden für Erstgebärende, (lat primiparae Geburt) und 8 Stunden für Frauen, die bereits ein Kind geboren haben.
Eine Hebamme ist in besonderer Weise ausgebildet, um nichtärztliche Geburtshilfe zu leisten.
Wegen der durch den aufrechten Gang erzwungenen Form des menschlichen Beckenss ist die menschliche Geburt schmerzlicher als die anderer Säugetiere. Eine Vielzahl von Betäubungsmitteln wird angewendet, um den Wehenschmerz lindern. Viele Gebärende verzichten darauf jedoch auch bewusst, weil durch die Betäubung auch die Wehen selbst schwächer werden können, was die Geburt hinauszögern kann.
Gelegentlich auftretende Komplikationen während der Geburt können Eingriffe wie einen Kaiserschnitt oder die Verwendung einer Geburtszange oder Saugglocke (Vaginale Operation) erfordern.
In der Vergangenheit starb eine große Anzahl Frauen während oder nach der Geburt, oft aufgrund von Wundinfektionen in Folge mangelnder Hygiene (siehe Kindbettfieber).
In der Soziologie wird mit René König und Dieter Claessens von der "zweiten, soziokulturellen Geburt" des Menschen gesprochen, auch als Übergang von der "Humanisation" zur "Sozialisation" bezeichnet.
Während der Humanisation ist das Neugeborene etwa ein Jahr lang auf die zugleich anthropologisch (auch: biosoziologisch) und sozial geprägte Dyade zwischen Säugling und "Dauerpflegeperson" angewiesen, um das spezielle "Urvertrauen" zu gewinnen, mit dem es später sozial lernen kann (Sozialisation). In der Zoologie wird die Humanisation als das "extra-uterine Frühjahr" bezeichnet (Portmann; uterus (lat.) = die Gebärmutter).
siehe auch: Säugling - Geburtenkontrolle - Geburtstrauma - Säuglingssterblichkeit - PDA - CTG - APGAR-TestPhysiologie
Wie die Geburt gesehen wird und wie sie dann abläuft, hängt am meisten vom Einzelfall ab; deutliche Unterschiede sind aber auch abhängig vom jeweiligen Krankenhaus, den behandelnden Ärtzten und den Hebammen. Bei Hausgeburten liegt die Betonung deutlich auf der zweiten Variante.Ablauf der Geburt
Medizinische Aspekte
Die medizinische Disziplin, die sich mit der Geburt befasst, ist die Geburtshilfe; ein Arzt der sich auf Geburten spezialisiert, ist ein Geburtshelfer. Soziologie