Apokryphen
Die Apokryphen (von griechisch αποκρυφη verborgen, hier zu verbergende Bücher, nicht zum Gottesdienstgebrauch zugelassen) sind Schriften zur Bibel, deren Zugehörigkeit zum Kanon in den christlichen Kirchen unterschiedlich definiert ist. Es wird unterschieden zwischen Apokryphen des Alten Testaments und Apokryphen des Neuen Testaments.
Table of contents |
2 Apokryphen des Neuen Testaments 3 Literatur 4 Weblink |
Apokryphen des Alten Testaments
Bezogen auf das Alte Testament ist sowohl der Sprachgebrauch als auch die Liste der als kanonisch beurteilten Bücher in den verschiedenen christlichen Konfessionen unterschiedlich.
Ursache hierfür ist die Orientierung der Übersetzung der Bibel durch Luther an den hebräischen Quellen-Texten der Bibel, während die katholische und die orthodoxe Kirche sich beide auf die Septuaginta beziehen.
Damit reduziert sich der Umfang der Bücher des AT für die evangelischen Kirchen auf diejenigen, die auch das Judentum als kanonisch anerkennt, die sonstigen Texte und Bücher, die nicht hebräisch verfasst sind, gelten fortan als apokryph. Texte, die zwar einen bibelnahen Charakter haben, aber weder im hebräischen Kanon noch in der Septuaginta aufgenommen sind (z. B. Äthiopischer Henoch), werden von protestantischen Autoren als Pseudepigraphen (lügnerische Zuschreibungen) bezeichnet.
In der lateinischen, westlichen Kirche war die Diskussion um den Kanon des Alten Testaments um die Mitte des 4. Jahrhunderts im Grunde abgeschlossen und ist bis heute der in der katholischen Kirche gültige Kanon. Trotz der Lehrentscheidungen einiger regionaler Konzilien (u. a. 3. Konzil von Karthago, 397) und des Unionskonzils von Florenz (1442) wurde aber erst auf dem Konzil von Trient für die katholische Kirche der Kanon verbindlich festgelegt. Schriften der Septuaginta, die nicht im hebräischen Kanon enthalten sind, aber von der katholischen Kirche dem Kanon zugerechnet werden, bezeichnen katholische Autoren als deuterokanonische Schriften. Sie sind im katholischen Verständnis vom gleichen Rang wie alle übrigen Bücher der Bibel.
Bei den Apokryphen handelt es sich im Einzelnen um:
- Buch Judit
- Tobit (nach Luther 'Tobias')
- Baruch einschließlich Brief des Jeremias
- Jesus Sirach
- Weisheit Salomos
- 1. Makkabäer
- 2. Makkabäer
- 3. Makkabäer
- 4. Makkabäer
- 3. Esra
- 4. Esra
- Gebet des Manasse
- Psalm 151
- Zusätze zum Buch Ester
- Zusätze zum Buch Daniel
Die Ostkirche betrachtet im allgemeinen auch 3. Esra und 3. Makkabäer als kanonisch. Ähnlich wie es in der lateinischen Kirche vor dem Konzil von Trient der Fall war, gibt es aber in der Ostkirche bis heute keine abschließende oder allgemeinverbindliche Festlegung des Kanons. Die dem orthodoxen Kanon zugerechneten, im hebräischen Kanon nicht enthaltenen Schriften werden Anaginoskomena genannt.
Als neutraler Ausdruck für die von der katholischen oder orthodoxen Kirche als kanonisch anerkannten Schriften der Septuaginta außerhalb des jüdischen Kanons wird z.T. Spätschriften des Alten Testaments verwendet.
Diese Spätschriften des Alten Testaments sind in vielen Bibelausgaben enthalten.
Bezeichnung | Katholisch | Evangelisch | Östlich-Orthodoxe Tradition |
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Im Kanon enthalten |
deuterokanonische Schriften
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Anaginoskomena
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Apokryphen |
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Apokryphen des Neuen Testaments
Als Apokryphen des Neuen Testaments werden Schriften bezeichnet, die nach ihrem Anspruch und ihrer Anlage neutestamentlichen Büchern entsprechen wollen, meist unter dem Namen eines Apostels veröffentlicht wurden (auf dem Wege der Pseudepigraphie, die in diesen Fällen jedoch gescheitert ist), jedoch keine Aufnahme in den Kanon irgendeiner Kirche gefunden haben.
Entstanden sind sie im 2 bis 4. Jahrhundert. Es gibt, im Gegensatz zu den Alttestamentlichen Apokryphen, keine formal abgeschlossene Liste. Beispiele für neutestamentliche Apokryphen sind:
- Hebräerevangelium
- Thomasevangelium
- Evangelium der Wahrheit
- Geheimes Markus-Evangelium
- Apostelgeschichte des Petrus
- Apostelgeschichte des Paulus
- Apokalypse des Petrus
- Apokalypse des Paulus
- Apokalypse der Maria
- Brief des Barnabas
- Didache (Apostellehre)
- 1 und 2. Clemensbrief
- Laodizäerbrief; dieser findet sich im Anhang mancher offizieller lateinischer Bibeln
Von den Apokryphen abzugrenzen sind die Schriften der apostolischen Väter, d. h. Schriften von Schülern der Apostel ab Ende des 1 bis ungefähr Mitte des 2. Jahrhundert. Dies sind in erster Linie Briefe, deren Autorschaft und Angaben gewöhnlich als historisch zuverlässig angesehen werden und die einen Einblick in die Verhältnisse in den Gemeinden des 2. Jahrhunderts geben, wenn sie auch nicht als Teil der Bibel gelten:
- 1. Clemensbrief (an die Korinther), soweit nicht als Teil der Bibel betrachtet
- Polycarpbrief (an die Philipper)
- Ignatiusbriefe
Viele andere Religionen haben ebenfalls nichtkanonische, aber dennoch bedeutsame Schriften, im Judentum etwa die Haggada.
Literatur
Weblink
Gnostische Texte von Nag Hammadi, darin viele apokryphe Texte