Nagasaki
Nagasaki (長崎市; Nagasaki-shi) ist die Hauptstadt und die größte Stadt der Präfektur Nagasaki an der Südwest-Küste von Kyushu in Japan.
Gegründet wurde die Stadt vor 1500 und war ursprünglich eine abgelegene Hafenstadt mit wenig historischer Bedeutung, bis sie Mitte des 16. Jahrhunderts mit europäischen Forschungsreisenden in Kontakt kam. 1542 verschlug es ein portugiesisches Schiff an die Küste der Präfektur Kagoshima. Der eifrige Jesuiten-Missionar Francisco Xavier erreichte 1549 einen anderen Teil des Gebietes, und obwohl er 1551 nach China weiterreiste und bald nach seiner Ankunft dort starb, bekehrten seine in Japan zurückgebliebenen Anhänger einige Daimyos (Warlords). Der wichtigste unter ihnen war Omura Sumitada, der großen Profit aus seiner Konvertierung zum Christentum schlug, denn er ließ sich dafür einen Anteil am Handel der portugiesischen Schiffe sichern, die an einem mit seiner Hilfe 1571 errichteten Hafen in Nagasaki anlegten.
Die kleine Hafenstadt wuchs schnell und portugiesische Produkte, die über den Nagasaki importiert wurden (wie z.B. Tabak, Brot, Tempura (fritiertes Gemüse), Biskuit und neue Bekleidungs-Moden), wurden schnell in die japanische Alltagskultur übernommen. Die Portugiesen brachten auch viele Güter aus China mit.
1587 wurde Nagasakis Wohlstand gefährdet, als der neue Shogun Hideyoshi Toyotomi an die Macht kam. Er war besorgt wegen des großen christlichen Einflusses in Süd-Japan und befahl die Vertreibung aller Missionare. Die Jesuiten verloren die ihnen von Omura verliehene eingeschränkte Verwaltungskontrolle, die nun wieder an die Zentralregierung fiel. Japanische und ausländische Christen wurden verfolgt, und Hideyoshi ließ 1596 26 Christen in Nagasaki kreuzigen, um davor abzuschrecken, seine Macht zu übernehmen. Portugiesische Händler wurden jedoch nicht geächtet, und so konnte die Stadt weiter gedeihen.
Als Tokugawa Ieyasu knapp 20 Jahre später die Macht übernahm, verbesserte sich die Lage kaum. Das Christentum wurde 1614 vollends verbannt und alle Missionare deportiert, ebenso wie der Daimyo, der nicht dem Christentum abschwören wollte. Es folgte eine brutale Verfolgung mit tausenden Getöteten und Gefolterten in Nagasaki und anderen Teilen Japans. Die Christen leisteten anfänglich Widerstand in der Rebellion von 1637, an der verarmte Christen aus der Enklave Nagasaki Shimabara und lokale Bauern teilnahmen. Mit 40.000 Mann eroberten sie die Burg Hara und demütigten den lokalen Daimyo. Der Shogun entsandte 120.000 Soldaten, um den Aufstand niederzuschlagen, und beendete damit Japans kurzes "christliches Jahrhundert". Einige Japaner hielten am Christentum fest, jedoch heimlich und als Opfer gelegentlicher Verfolgungen.
Die Niederländer hatten sich zu dieser Zeit still und leise in Japan festgesetzt, trotz der offiziellen Politik des Shogunats, den ausländischen Einfluss im Land zu beenden. Die Niederländer waren allein am Handel interessiert, was sie dadurch demonstrierten, dass sie während der Shimabara-Rebellion zugunsten des Shoguns eingriffen und auf die Christen feuerten. 1641 wurde ihnen als Handelsstützpunkt Deshima zugesprochen, eine künstliche Insel in der Bucht von Nagasaki. Von diesem Zeitpunkt bis 1855 war Japans Kontakt mit der Außenwelt auf Nagasaki begrenzt. 1720 wude der Bann niederländischer Bücher aufgehoben, was zur Folge hatte, dass hunderte Gelehrte und Studenten nach Nagasaki strömten, um europäische Kunst und Wissenschaft zu studieren.
Nachdem der US-Commodore Matthew Perry 1853 in Japan landete und das Shogunat kurz darauf zerfiel, öffnete Japan seine Tore erneut. Nagasaki wurde 1859 Freihafen. Europäer ließen sich in Nagasaki nieder, und am 17. März 1865 begegnete der französische katholische Priester Bernard Petitjean in der Kirche von Ooura etwa 15 in Urakami wohnenden Christen, die bisher als so genannte Kakure Kirishitan ihr Christentum versteckt im Untergrund praktiziert hatten. Dieses Ereignis ist als Wiederbelebung des Christentums in Japan bekannt.
In Nagasaki wurde 1868 eine umfassende Modernisierung begonnen. Mit der Meiji-Restauration erlangte Nagasaki schnell wirtschaftliche Dominanz, vor allem auf dem Gebiet des Schiffbaues.
Dieser Industriezweig ließ Nagasaki zum Ziel der Amerikaner im Zweiten Weltkrieg werden: Am 9. August 1945 um 11:02 Uhr warf ein amerikanischer Bomber eine Atombombe über der Mitsubishi-Waffenfabrik ab, als sich gerade eine Wolkenlücke auftat. Ursprüngliches Ziel waren die Schiffswerften. Die Atombombe, Fat Man genannt, war nach der über Hiroshima abgeworfenen die zweite, die über Japan explodierte. Obwohl die Bombe ihr Ziel um mehr als 2 km verfehlte, ebnete sie fast die halbe Stadt ein. 75.000 der 240.000 Einwohner wurden sofort getötet, die gleiche Zahl starb später an den Folgen der Verletzungen und Verstrahlungen.
Nach dem Krieg wurde die Stadt wieder aufgebaut, jedoch wegen der großen Zerstörungen völlig anders, als sie vor dem Krieg aussah. Neue Tempel und Kirchen wurden gebaut (das Christentum fand nach dem Krieg sogar noch signifikanten Zulauf). Einige Trümmer wurden als Mahnmal stehengelassen, wie z.B. das einbeinige Torii und ein Stein-Bogen nahe Ground Zero. Auch neue Gebäude wurden als Mahnmale errichtet, wie z.B. das Atombomben-Museum. Nagasakis wichtigeste Funktion ist weiterhin die der Hafenstadt, die eine reiche Schifffahrts-Industrie ermöglicht.