Patras
Patras, ital. Patrasso, griech. Πάτρα Pátra, einer der wichtigen Häfen Griechenlands, Hauptstadt des Nomos Achaia und Elis, liegt (seit der Zerstörung während des Befreiungskriegs 1821 neuaufgebaut) amphitheatralisch auf der südöstlichen Küste des gleichnamigen Meerbusens in fruchtbarer Gegend, hat eine Anzahl schöner, breiter und geradliniger Straßen, die sich vom Strand hügelan ziehen, mehrere öffentliche Plätze und Kais, eine Zitadelle, ein Gymnasium, Appellationsgericht, ein Theater, viele Springbrunnen und (1879) 25.494 (als Demos 34.227) Einwohner.Es besitzt eine Handelskammer, 3 Bankfilialen, einen schönen, geräumigen Hafen mit Mole, verschiedene Fabriken, treibt lebhaften Handel (besonders mit Großbritannien, Frankreich und Österreich-Ungarn). Die Einfuhr (1886 im Wert von 221/2 Mill. Frank) besteht vornehmlich in baumwollenen und wollenen Geweben, Getreide, Mehl und Holz, die Ausfuhr (im Wert von 182/3 Mill. Fr.) fast ausschließlich in Korinthen (4o,oooTon., meist nach England und Frankreich), daneben Häuten, Melonen und Wein. Der Schiffsverkehr umfasste 1886: 4307 einlaufende Schiffe mit 346,336 Ton. und 4266 auslaufende mit 343,217 T.
Patras ist Sitz eines Monarchen, eines griechischen Erzbischofs und eines deutschen Konsuls.
Ein wenig östlich von Patras bei Rion entsteht die längste Hängebrücke der Welt, die Rion-Antirion-Brücke, die den Peloponnes mit Zentralgriechenland auf dem Festland verbindet.
Als Hafenstadt wurde sie bald eine der ersten unter den zwölf achäischen Städten. Aus ihrem Bündnis mit drei anderen achäischen Städten um 280 v. Chr entstand der Achäische Bund. Augustus gewährte den Paträern, deren Stadt damals ziemlich heruntergekommen war, allein unter den Achäern die Freiheit sowie die Rechte und Immunitäten einer römischen Kolonie. Seit dieser Zeit führte die Stadt auf den Münzen den Namen Colonia Augusta Aroe Patrensis.
Patras besaß auch eine der ersten Christengemeinden im Land und war neben Korinth der Ausgangspunkt für die Christianisierung der Halbinsel. Nach der Legende erlitt hier der Apostel Andreas den Märtyrertod. Seine Gebeine kamen 356 nach Konstantinopel, das Kopfreliquiar (1462 bis 1964 in Rom) wird heute wieder in Patras verehrt.
1205 wurde die Stadt von Champlitte, Grafen von Champagne, erobert und zum Sitz des Herzogtums Ächaia erkoren.
1408 verkaufte Johann II sein kleines Reich an die Venezianer, denen Patras 1463 von den Türken entrissen wurde. 1770 eroberten die Russen und Mainoten Patras, mussten es aber noch in demselben Jahr wieder räumen, worauf es von den Türken verbrannt wurde.
1820 litt Patras bedeutend durch ein Erdbeben. Hier begann die griechische Revolution mit dem Auflauf vom 12. Februar 1821, wobei die Türken in die Zitadelle gedrängt wurden. Als ein militärisch wichtiger Punkt wurde die Stadt während des Freiheitskriegs ein Hauptschauplatz des Kampfes, aber am 15. April 1822, nachdem Jussuf Pascha die Zitadelle entsetzt hatte, von den Türken eingeäschert. Ibrahim Pascha leitete von Patras aus die Belagerung von Missolunghi.
1828 nahmen es die französischen Hilfstruppen unter Schneider für Griechenland in Besitz; 1833 wurden die Franzosen durch die Bayern abgelöst.Geschichte
Die Stadt Patras wurde im hohen Altertum, der Überlieferung nach vom Achäer Patreus, gegründet durch Vereinigung von drei Städten, Aroe, Antheia und Mesatis. Doch deuten orientalische Kulte, welche sich dort erhielten, darauf hin, dass zuerst wahrscheinlich Phöniker hier ansässig waren.