Perge
Die antike Stadt Perge liegt 15 Kilometer landeinwärts der Südküste von Kleinasien - an der sog. "türkischen Riviera" nahe der Stadt Antalya (antikes Attalia). Sie war eines der wichtigsten Zentren von Pamphylien. Die noch stehenden Reste aus dem 1. Jahrhundert geben bis heute einen guten Eindruck von einer organischen Stadtanlage dieser Zeit.
Eine Ebene umgeben von Bergen
Die Ebene von Perge, in der die zwei Flüsschen Aksu (der antike Kestros) und Köpru nach Süden zum Mittelmeer fließen, ist auf allen drei Landseiten von Hochgebirge umgeben (bis 3070 m, östlich das Taurus-Gebirge bis 2980 m). Im Nordosten hinter diesem Gebirgszug liegt in 150 km Entfernung die Großstadt Konya - das biblische Ikonion. Diese Landschaft zwischen der Halbinsel Lykien (wo der Hl. Nikolaus wirkte) und Kilikien wurde in der Antike teilweise zu Pisidien gerechnet, was aber auch längere Zeit Hauptstadt von Pamphylien.
Vom Feiern bis zum Friedhof
Von der Küste bzw. von Antalya kommend, liegt im Westen (links) das antike Theater von Perge, das beachtliche 14.000 Zuschauer fasste und zu den größten seiner Art gehört. Die Hälfte des Bühnengebäudes ist in voller Höhe erhalten; man sieht noch Teile der früheren Ausstattung mit Marmor-Friesen und Reliefs, Wandverkleidungen und Nischen mit Statuen. Die Reliefs zeigen u.a. den Kampf der Giganten und eiige Kentauren. Die obersten der 48 Sitzreihen bieten einen prächtigen Rundblick über die gesamte Ruinenstadt und ihre Umgebung. Ursprünglich befand dort oben eine umlaufende Arkadengalerie.
In der Nähe liegt ein großes, gut erhaltenes Stadion mit 15.000 Plätzen und 50 (!) unterirdischen Gewölben. Sie dienten teils als Geschäfte, teils als Zugänge. Mancher moderne Architekt könnte sich an solchem Sicherheitsdenken ein Beispiel nehmen.
Der größere Rest der Stadt liegt hinter eindrucksvollen Befestigungsmauern. Sie wurden im dritten vorchristlichen Jahrhundert erbaut - vermutlich unter dem Eindruck von Alexanders schneller Einnahme der Stadt. Hinter deren ersten ovalen Türmen, in deren Durchgang man die Kühle der Mauern spürt, öffnen sich die breiten und langen Kolonnaden. Der Raum bis zum Hang eines markanten Tafelberges ist heute jedoch teilweise von Unkraut und Schilf überwuchert.
Auf der großen Agora steht der Rundtempel der Glücksgöttin Tyche. Stadteinwärts folgen Palastruinen aus der Kaiserzeit und die große Palaestra, die traditionsgemäß Teil eines großen Gymnasions ist. Dieses Gebäude ist das älteste außerhalb der ursprünglichen Stadtmauer.
Beim Westor liegen die Thermen - auch ein Aquädukt ist zu sehen - und außerhalb dessen die Nekropole (Totenstadt). Die schönsten der Sarkophage und Statuen befinden sich allerdings im Museum von Antalya.
Tafelberg mit Siedlungsresten der Steinzeit
Seit 1988 kooperieren die Archäologen Istanbuls mit der Universität Gießen bei den Ausgrabungen der späthellenistisch-römischen Stadt Perge. Man vermutet, dass sie mit dem Parha der Hethiter ident ist, welche (wie auch Mykene) in der Region ab dem 9. Jahrhundert v. Chr Städte gründeten. Doch auch zwei Teilnehmer am Trojanischen Krieg sind als Helden der Gründerzeit genannt - die Seher Kalchas und Mopsos.
Der strategisch günstig gelegene Tafelberg im Norden wird seit den Ausgrabungen von Lanckoronski (1890) als Akropolis bezeichnet, denn die Hauptstraße der Stadt läuft genau auf ihn zu. Das 90 m hohe und etwa 700 m breite Plateau mit steilen Flanken war eine ideale Siedlungsanlage aus vorhellenistischer Zeit. Ein erster "Survey" wurde seit 1995 durch ein DFG-Schwerpunktprogramm über Kleinasien gefördert, welches 1999 auf Themen der Akkulturation im östlichen Mittelmeer erweitert wurde. Die Grabungen zeigten bald, dass der Tafelberg von der Jungsteinzeit bis zur mittelbyzantinischen Ära besiedelt war.
Im Jahr 2001 wurde am Westrand des Plateaus ein sakrales Zentrum der klassischen Zeit erforscht. Es war vermutlich der Artemis geweiht, deren Kult - wie in Efesos - die Kunst und die Wirtschaft prägte. Nicht zuletzt ist das auf manchem Prägestock ersichtlich.
Alexander, Paulus und Maria
Berichtet wird auch über die Einnahme von Perge durch das Heer Alexanders des Großen.
Perge nahm schon sehr früh das Christentum an. Paulus und Barnabas wurden auf ihrer ersten Missionsreise hier gastlich aufgenommen; manche hielten sie für Zeus und Hermes. Von dort zogen sie nach Norden bzw. Osten (Ikonion/ Konya) weiter (Apostelgeschichte Kap.13). Während der folgenden Jahrhunderte wurde in Perge besonders die Hl. Maria verehrt. In byzantinischer Zeit war es Sitz eines Bischofs. Unter den Seldschuken (ab etwa 1400 ?) wurde hier eine große Garnison errichtet.