Liturgiereform
Liturgiereform ist die Erneuerung gottesdienstlicher Handlungen und Texte.Heute ist mit diesem Wort gewöhnlich die katholische Reform der gesamten Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gemeint. Kern dieser Reform ist die neue Messe als Ersatz und Ergänzung der alten, so genannten Tridentinischen Messe durch den neuen Meßritus, den Novus Ordo Missae. Neben der Liturgiereform wurde auch eine Ritenreform durchgeführt, so wurden die Sakramente geändert wie die Krankensalbung. Einige Riten wie beispielsweise der Exorzismus blieben unverändert. Vorbereitet wurde die Reform durch die liturgische Bewegung seit dem Ersten Weltkrieg, besonders im deutschsprachigen Bereich.
Table of contents |
2 Änderungen 3 Positive Resonanz 4 Gegenbewegung 5 Literatur |
Durchführung
Nach dem zweiten Vatikanischen Konzil wurde 1967 auf Basis der dort verabschiedeten Konstitution über die heilige Liturgie "Sacrosanctum Concilium" die Liturgiekommission einberufen, um die gesamte Liturgie nach den Grundsätzen des Konzils zu erneuern. Den Vorsitz der Liturgiekommission hatte zunächst Giacomo Lercaro inne, ab 1968 Annibale Bugnini. Insbesondere die Messe wurde, ausgehend von einem Neuentwurf der Messtexte durch Lecaro und Bugnini (Messa Normativa), in vielen Punkten geändert. Neben katholischen Klerikern arbeiteten an der Reform auch sechs protestantische Pastoren mit, Georges, Jasper, Konneth, Max Thurian, Shepard und Smith. Viele Texte, besonders Doppelungen, wurden aus der Messe entfernt, neue Texte formuliert, vor-tridentinische Texte wieder aufgenommen und bestehende Texte revidiert. Die Reform der Messe wurde 1975 abgeschlossen und unmittelbar darauf weltweit umgesetzt. Gemäß den Richtlinien Pius V. zur lateinischen Liturgie wurde diese offiziell durch den Vatikan weder abgeschafft noch verboten - in seltenen Fällen wird die Messe auch heute noch durch vatikanische Würdenträger gefeiert. In fast allen Diözesen kam es allerdings entgegen dem päpstlichen Edikt de facto zu einer Abschaffung der alten Liturgie und zu ihrem Verbot.
Das zentrale Anliegen dieser Reform war die "volle und tätige Teilnahme" (plena et actuosa participatio) aller Gläubigen an den liturgischen Feiern. Zu diesem Zweck wurden dem Latein die Volkssprachen als gleichberechtigte Liturgiesprachen zur Seite gestellt. Die liturgischen Riten wurden gemäß ihrem ursprünglichen Sinn vereinfacht und verdeutlicht. Den verschiedenen Teilnehmern wurden klar abgegrenzte Aufgaben im Gottesdienst ("Rollen") zugewiesen, um das Volk Gottes in seiner organisch gegliederten Einheit voller darzustellen: Priester, Ministranten, Kommunionhelfer, Lektor, Kantor, Organist, Gemeinde.
In der Kirchenmusik wurde der Gregorianische Choral weitgehend abgeschafft.
Aus dieser Gegenbewegung formierten sich traditionalistische Gruppen, bekannt wurde hier vor allem die Priesterbruderschaft St. Pius X unter dem Erzbischof Marcel Lefebvre, die die neue Messe ablehnt. 1988 wurde die Priesterbruderschaft St. Petrus gegründet, die die neue Messe nicht ablehnt, aber ebenfalls die tridentinische Messe bevorzugt. Während nach 1975 die Tridentinische Messe von vielen Ortsbischöfen verboten wurde, wird sie inzwischen teilweise wieder zugelassen, wenn auch in aller Regel mit erheblichen Einschränkungen. Aber auch die römische Kurie selbst zeigt unter dem Pontifikat Johannes Pauls II restaurative Tendenzen. Zur Vermittlung der Streitigkeiten wurde von Papst Johannes Paul II. die Kommission Ecclesia Dei eingesetzt, deren jetziger Präsident Kardinal Hoyos am 24. Mai 2003 in Santa Maria Maggiore eine Messe im tridentinischen Ritus zelebrierte.
Änderungen
Text
... wird fortgeführtGestaltung der Messe
Besonders sichtbar war bei der Eucharistie die neue Stellung des Priesters hinter dem Altar, mit dem Gesicht zum Volk. Diese Vorschrift machte Umbauten in fast allen Kirchen nötig. Dabei wurden meist auch die Altarschranken (Kommunionbänke) entfernt. In nach dem Konzil neu erbauten Kirchen wurde darüberhinaus der Altar oft weit in die Mitte der Gemeinde gezogen und die Bankreihen kreisförmig angeordnet. Dadurch soll die gemeinsame Würde des Gottesvolkes und die Nähe des menschgewordenen Herrn betont werden.Positive Resonanz
Die Liturgiereform stieß unter den praktizierenden Katholiken, besonders in Deutschland, auf breite Zustimmung. Viele entdeckten den inneren Sinn und Zusammenhang des gottesdienstlichen Geschehens völlig neu. Durch die vielfältigen Mitwirkungsmöglichkeiten wurden Begabungen entdeckt und in den Dienst genommen. Statt eines statischen Ritus wurde die Liturgie in vielen Gemeinden und Gruppen zu einem dynamischen Geschehen. Gegenbewegung
Die Gegenbewegung zur Neuen Messe setzte noch während der Tätigkeit der Liturgiekommission ein. So wurde die Normativmesse auf einer Bischofsynode 1967 in Rom weitgehend abgelehnt. Viele Geistliche auch aus höchsten Kirchenämtern protestierten gegen die Abschaffung der römischen Liturgie; die von vielen mitgetragene Kritik mündete in eine von den Kardinälen Ottaviani und Bacci als Schrift herausgegebene "Kurze Kritische Untersuchung des Neuen Ordo Missae".Literatur
Alfredo Ottaviani und Antonio Bacci: "Kurze kritische Untersuchung des N.O.M.", Rom, den 25. September 1969 (N.O.M. bedeutet "Novus Ordo Missae")